Trends auf dem Sommerfest: Trüffel veredelt!
Gaumenfreuden für gehobene Ansprüche: So heißt die kulinarische Devise auf dem Stuttgarter Sommerfest seit der Premiere vor 29 Jahren. Das gilt bis heute, die Ansprüche werden erfüllt. Steaks und Burger sind die Hits: Verzicht auf Fleisch ist auf dem Sommerfest eher kein Thema.
Hummer schlemmen, dass die Scheren knacken, Austern schlürfen und in Crevetten und anderen Meeresfrüchten schwelgen: Wer auf dem Hamburger Fischmarkt noch nicht genug davon bekommen hat, kann sich auch auf dem Sommerfest allen Genüssen des Meeres hingeben. Zum Beispiel bei Gosch-Sylt auf dem Schlossplatz, wo die Feinschmecker am Donnerstag schon zur Mittagszeit die Ruhe vor dem abendlichen Ansturm ausnützten und Tische und Stühle gut besetzt waren. Oder in der Dependance der Fischhalle und Austernbar in der Markthalle von Holger Looß zwischen Eckensee und Opernhaus, wo auch Lachstartar und bretonische Fischsuppe auf der Speisekarte stehen. Aber was einmal als der Gipfel von Luxus galt und in Gourmetkreisen nie auf Dinnerpartys und Empfängen fehlen durfte, lockt heute keine Party-Nixe mehr ins Netz. Denn die Geschmäcker ändern sich. Sagen übrigens auch die Ikonen der Sterneküche und des Caterings in Promi-Kreisen. Aber das nur nebenbei.
Weil auch auf gastronomischem Terrain immer wieder eine neue Sau durch die Küchen getrieben wird, ist jetzt gewissermaßen das Trüffelschwein dran: Trüffel muss sein. Conny Weitmann verfeinert damit ihre Currywurst aus Kalbfleisch und hat damit einen echten Hit gelandet. Darauf setzt auch der Herr Kächele, zu dessen Maultaschen-Sortiment in allen möglichen Varitationen auch die Edelversion mit Trüffelsauce zählt. Und der Burger-Spezialist Giovanni Migliori aus Böblingen, kurz Joe genannt, der in diesem Jahr zum zweiten Mal auf dem Sommerfest ist, darf der Burger mit Trüffel als Novität in der großen Palette von Lachs bis vegan nicht fehlen. Neben dem T-Bone-Steak mit Twisters aus dry aged Beef zum stolzen Preis von 32,50 Euro. „Wiegt aber auch 500 Gramm“, betont Joe und versichert: „Alles aus eigener Reifung.“ Dennoch hat sich Christina, eine junge Dame, gerade für den veganen Burger entschieden. Die Kundin vor ihr bevorzugt Lachs. Und im Zelt nebenan vertrauen die Herren ihre Bartpflege Jack the Ripper, einem Barbier aus der Hackstraße, an. Ganz ohne Furcht vor dessen scharfem Messer.
Fleischverzicht, aktuell ständig propagiert, ist auf dem Sommerfest nicht wirklich ein Thema. BBQ, sprich Barbeque, heißt die Parole an vielen der insgesamt 30 Zelte und Stände. Ganz auf Fleisch, etwa pulled pork im eigens dafür gebackenen Brötchen vom Bäcker Berger in Plochingen, Steaks aus Charolais-Rind oder Currywurst auf Wasabischaum mit Porréesprossen hat sich auch dieses Jahr Remy Butterlin an der Jubiläumssäule konzentriert. Mit neuen Bistrotischen und Hochstühlen wird den Gästen mehr Platz und Komfort als früher geboten.
Argentinisches Rinderfilet steht auch auf der Schiefertafel am Zelt der Schmieg-Gastronomie, mit der die Gäste ein Wiedersehen nach zehnjähriger Pause feiern können. „Jetzt sind wir Jungen dran“, sagt Daniel Schmieg, 22 Jahre alt und gerade seit zwei Wochen ausgelernter Koch, der das Zelt mit Denis Gugac als Partner führt. Und neben dem Rinderfilet noch viele Köstlichkeiten wie Vitello Tonnato, Lachstartar oder Thai-Pasta mit Pute, viel Gemüse und einer Kokos-Curry-Sauce serviert. Dass die Seniorin Helli Schmieg auf dem Sommerfest trotzdem nicht fehlt, ist klar. „Jetzt hilft die Oma dem Enkel“, lacht die erfahrene Wirtin.
Der Herr Kächele belässt es aber nicht nur bei seinen Maultaschen mit und ohne Trüffel. „Bei uns gastiert Philip Jaeger, der Chefkoch vom Restaurant Bertha’s im Daimler-Museum“, verkündet Uli Sandfort ganz stolz. Der sei fast ein Sternegastronom und sorge für zusätzliche anspruchsvolle und regionale Gerichte. Wie Ravioli mit Räucherfisch und eine Gazpacho mit Herzkirsche. Was zumindest neugierig macht, weil in diese spanische kalte Suppe eigentlich Tomate, Paprika und Gurke gehört.
Vielleicht trügt der erste Eindruck, aber die schnellen Snacks wie Pizzaschnitten und Flammkuchen scheinen auf dem Rückzug. Dafür taucht erstmals eine ungarische Spezialität auf: Langos, ein Hefeteig-Fladen, salzig oder süß, mit Schafskäse, Schinken oder Konfitüre, Nutella und Schokolade.
Das macht Durst. Dorothy, Suzy, Beth und Stefanie, vier junge Amerikanerinnen, sitzen bei den ersten Drinks: „mit Alkohol“, bekennen sie. Aber neben den Weinen aus erstklassigen Adressen wie dem Collegium Württemberg, Bieren wie Summer Ale , India Pale und alkoholfreiem Kellerbier, Cocktails, Früchtebowlen und auch Champagner liefern vor allem die Limonadenhersteller die meisten Innovationen. Mit großem Erfolg. Weil sie mit Zutaten wie Minze, Limone, Grapefruit und Rharbarber sehr erfrischend sind und weil es wieder ziemlich heiß wird.
Noch eine gute Nachricht von den SSB: Die Schnellbuslinie X1 von Bad Cannstatt in die Innenstadt ist auch am Samstag und Sonntag von 15.30 bis 24 Uhr unterwegs. Zum Nulltarif und im Abstand von zehn Minuten von Wilhelmsplatz über fünf Haltestellen bis zum Hauptbahnhof.