HipHopper singen vom „Chardonnay in mei’m Glas“

Was früher eine Ausnahme war, wird zum Trend: Junge Menschen trinken Wein. Dies hat mehrere Gründe, glaubt Kolumnist Michael Weier. Zum einen ist eine sehr hippe Winzergeneration am Start, zum anderen haben jungen Menschen heute offenbar ein bisschen mehr Geld in der Tasche als früher.

Der Jugend wird in aller Regel ja wenig Gutes zugeschrieben. Ich muss an dieser Stelle auch mal loben. Entgegen der landläufigen Meinung gefällt mir die Entwicklung, denn die jungen Menschen greifen auch im Nachtleben immer häufiger mal zu einem Glas Wein. Der Betreiber eines absolut angesagten Ladens hat mir versichert: Zu komplex und kompliziert sollten die Weine nicht sein, auch nicht zu teuer, aber wenn man Entsprechendes auf der Karte hat, dann geht Wein inzwischen sehr gut.

Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Zum einen hat der junge Mensch heute offenbar ein bisschen mehr Geld in der Tasche als früher. Viele Stars wenden sich in den vergangenen Jahren dem Wein zu, solche wie Sting oder Brad Pitt und Angelina Jolie, Hard­rocker wie Iron Maiden und Kiss legen ihre eigenen Tropfen auf – sogar die Toten Hosen! Weißes Rauschen heißt ihr Riesling. Und Pink lässt sich mit einem T-Shirt ablichten,  auf  dem  steht „If you don’t like Riesling you’re a fucking Idiot“ – wenn du keinen Riesling magst, bist du ein Idiot.

Dass die Jugend auf den Wein gekommen ist, hat aber sicher auch noch einen anderen Grund: Die Weinmacher sind jünger und cooler geworden. Ein Christian Dautel sorgt mit seinen Dreadlocks für Aufsehen. Ein Moritz Haidle, der Rapper unter den Winzern, fällt zudem aus dem gängigen Rahmen und macht zum Beispiel einen eigenen Riesling für den Club Schräg­lage. Und Christoph Kern tourt mit seinem Label Kesselliebe über sämtliche angesagten Stadtfeste und macht damit Werbung für Wein an sich.

Aber den endgültigen Beweis, dass es der Wein geschafft hat, lieferten die beiden Sänger Marteria und Caspar auf ihrem gemeinsamen Album. Dort besingt Casper den „Chardonnay, Chardonnay in mei’m Glas“. Zwar handelt das Lied von den Lastern der Sänger und Marteria singt übers Kiffen, dennoch ist das Bekenntnis zum Chardonnay ganz klar ein gutes Zeichen. Und viel kultivierter als der Genuss von Alcopops.

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