Restauranttest: Das Bistro der Speisemeisterei

Die Speisemeisterei, der Gourmettempel beim Schloss Hohenheim, bietet nun auch dem gemeinen Volk etwas: In einem Bistro  werden an schönen Tagen auf der Terrasse eher einfache Gerichte angeboten. Darunter der vielleicht beste Zwiebelrostbraten der Stadt (siehe großes Bild), wie unser mahlzeit-Kritiker findet.

Der Adel verstand es zu leben, da dürfte jeder zustimmen, der durch die Anlage am Schloss Hohenheim spaziert. Die Zeiten der Monarchie sind glücklicherweise vorbei, heute genießen die Studenten der Uni Hohenheim diese Schönheit. Für noch mehr Glanz sorgte seit vielen Jahren die Speisemeisterei, das mit einem Stern dekorierte Lokal. Unter Patron Frank Oehler legte der Betrieb eine Insolvenz hin, die Gastronomen Jochen Bayer und Alexander Scholz übernahmen (die Räume und Kochkünste von Stefan Gschwendtner) und stellten den Betrieb um. Mehr Events, mehr Wirtschaftlichkeit waren das Ziel. Ein Standbein soll das neue Bistro sein, das bei schönem Wetter auf der Terrasse neben dem Gourmetbereich die Gäste anlocken will.

Das Ambiente gehört zum Schönsten, was die Stadt zu bieten hat. Die Massen strömen trotzdem nicht. „Das mit dem Bistro hat sich wohl noch nicht so rumgesprochen“, sagt Stefan Gschwendtner, der in diesem Bereich auf eine einfach gehaltene Küche setzt.

Im Bistro, das nur mittags bis um 17 Uhr geöffnet hat, gibt’s etwa einen Schweizer Wurstsalat (9,80 Euro) oder ein Gulasch vom heimischen Weiderind (18,90 Euro). Billig ist das Bistro nicht, aber die Qualität der Produkte liegt auch weit über einem einfachen Bistro. Zum Beispiel beim Zwiebelrostbraten Dry Aged vom heimischen Weiderind (25,90 Euro). Der schmeckt derart gut, extrem zart und mit ordentlichem Rindfleischaroma, dass man ihn getrost bis zum Beweis des Gegenteils als besten der Stadt ausrufen möchte. Die Spätzle sind schmackhaft, dass sie selbst gemacht sind, erkennt man daran, dass sie vielleicht ein klitzekleines Bisschen zu weich geraten sind. Das Tüpfelchen aufs i ist die Soße. Spitzenkoch Gschwendtner relativiert zwar, dass sie nicht wie der Jus im Gourmetlokal mit Kalbsschwanz gemacht wurde, sondern nur mit Knochen, aber das Resultat ist halt nahezu perfekt.

Beim gemischten Salat mit Wildkräutern und Chicken Wings (16,50 Euro) stimmt ebenfalls alles: perfekt-knusprige Hühnerteile auf kräutrigem Salat mit schönem Dressing, vielleicht ein bisschen viel Kartoffelsalat-Anteil. Abstriche gibt’s für die Auswahl, die ist recht klein, zumindest ein Fischgericht wäre nett gewesen. Und der Service ist zwar freundlich, aber nach dem Essen taucht der Kellner ab. In einer Mittagspause wünscht man sich schon, dass er irgendwann aufs Winken reagiert.