Abschied vom Franken: Der Riedmüller wandert aus

Craft-Beer-Freunde tragen Trauer: Die kleine Kneipe am Ludwigsburger Holzmarkt, der Riedmüller, schließt nach nur acht Monaten. Der junge Franke wandert nach Australien aus. Und es gibt nur einen klitzekleinen Trost: Ein Rest von seinem Bier bleibt in Ludwigsburg.

Da, wo Sebastian Riedmüller herkommt, würden sie rufen: „Allmächd!“ Da, wo Sebastian Riedmüller sich niedergelassen hat, heißt das „Allmächtiger Gott!“. Was in diesem Fall gleichbedeutend ist mit: „Herrjemine, das ist aber ein schrecklich riesengroßer ewig schader Jammer!“ Dieser Fall stellt sich so dar: Sebastian Riedmüller, der aus dem Fränkischen stammt und im Januar am Ludwigsburger Holzmarkt die Kneipe Zum Riedmüller eröffnet hat, schließt diese Kneipe am Samstag schon wieder. Das bedeutet: keine Fleischküchle mit Oma Erikas Gurkensalat mehr, kein Sebbo-Bier mehr, keine langen Nächte am grünen Kachelofen. Kurz gesagt: Allmächd!

Doch was sagt Sebastian Riedmüller: „Bei manchen Dingen weiß man einfach, dass man sie machen muss.“ Was er jetzt einfach machen muss, ist, nach Australien zu ziehen, wo seine Freundin arbeitet. Dass dieser Entschluss den 33-Jährigen selbst ziemlich überrascht hat, sieht man ihm an.

Am 20. Januar hat Riedmüller seine Kneipe eröffnet, genauer: die „Pforten zum fränkischen Himmel“. Dort in der Holzmarktstraße 1 servierte er seither an fünf Abenden und Nächten die Woche Spezialitäten aus der Heimat. Die Bratwürste zauberte ein Metzgersfreund in Dürrwangen, das liegt bei Dinkelsbühl. Das Kraut, das neben den Bratwürsten und auf dem Fränkischen Burger thront, von Tanten ebendort, die das ganze Dorf (oder so ähnlich) bekochen. Das Bauernbrot wird zwar in Ludwigsburg gebacken, aber nach einer fränkischen Rezeptur. Im Laden nebenan verkaufte Sebastian Riedmüller außer schier unerschöpflichen Sorten an Craft-Beer auch Apfelsecco, Essig, Marmelade, Dosenwurst aus Franken. „Der Plan war schon, mich in Ludwigsburg zu etablieren und meine fränkische Nummer durchzuziehen“, sagt der Gastronom, der früher mal ein Lehramtsstudent war und dann ein Craft-Beer-Verkäufer im Fluxus in Stuttgart.

Doch dann durchkreuzten die Liebe und die Sehnsucht diesen Plan. Die Liebe heißt seit zweieinhalb Jahren Marina. Im April hat es sie unverhofft nach Australien verschlagen. Die Architektin leitet in Melbourne ein großes Projekt. Im August hat Sebastian Riedmüller „die Dame“ eigentlich besuchen wollen, doch ein Zeckenbiss brachte ihn ins Krankenhaus und setzte ihn außer Gefecht. Nachholen wollte der Herr den Urlaub nun im Oktober. Als seine Freundin vorschlug: „Bleib doch dann bei mir“, verwandelte Riedmüller seine Reise in eine Ausreise. Dass der Auslandseinsatz der Architektin im kommenden Mai wie geplant beendet ist, ist inzwischen nämlich nicht mehr gewiss. Und so lange eine so ferne Beziehung führen  – das erschien dem Gastronom keine schöne Aussicht.

Also wurde ein Visum beantragt, und als es da war, kündigte er. Seine Wohnung in Stuttgart und seine Kneipe am Holzmarkt. Über fünf Jahre wäre der Vertrag eigentlich gelaufen, doch die Verpächter lassen ihn nun einfach ziehen. „Das sind wirklich tolle Leute“, sagt Riedmüller, der nicht weiß, was oder wer nach ihm in die Kneipe zieht.

Was er in Australien macht – abwarten. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Trinken und Essen eine Rolle spielen, ist groß. Dass es auch in Down Under „gute deutsche Bäcker und Metzger“ gibt, weiß Riedmüller schon; gutes Bier ebenso; und dass er ein „offener Typ ist und des Englischen mächtig“, sowieso. Also: „Wird!“

Für seine fränkische Nummer in Ludwigsburg hatte der Jungunternehmer eigens ein Bier brauen lassen: das Sebbo – was für Riedmüllers Spitzname steht. Einen Rest der 1500 Liter gibt es beim Getränke-Heinrich in Kornwestheim zu kaufen. „Ein Hauch von Riedmüller bleibt hier“, sagt Riedmüller. „Danggschee!“, sollten die Ludwigsburger sagen.

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