ZUM ACKERBÜRGER | S-BAD CANNSTATT

Der Ackerbürger ist ein Familienbetrieb, wie er schöner kaum sein könnte. Im denkmalgeschützten, zweitältesten noch erhaltenen Haus Stuttgarts, 1550 erbaut, kocht Uwe Mürdel seit 19 Jahren Schwabenklassiker auf hohem Niveau. Seine Frau Maria Kunsek und die Tochter Severin Lüdcke umsorgen derweil die Gäste aufs Beste – flink, freundlich, kompetent.

Am schnuckligsten sind die verwinkelten Räume im ersten Stock. Eine schmale, steile Treppe führt hinauf. Achtung: nichts für Fußkranke! Auch wenn man sich in dem Cannstatter Fachwerkhaus ins Mittelalter zurückversetzt fühlt, zum Teil sogar an der alten Stadtmauer sitzt: Mürdels Küche ist mit der Zeit gegangen. So zaubert er neben ausgezeichneten Maultaschen, Zwiebelrostbraten, Nierle und seinem Ackerbürgerpfännle (einer der Renner!) auch wunderbar zarten Lammrücken in der Kräuterkruste, feines Rehfilet in Preiselbeersoße oder krosses Zanderfilet auf Blattspinat. Auch die Vorspeisen punkten: selten so zarte Schnecken gegessen.

Zum Ackerbürger

Wer Besuch von auswärts hat und diesem gehobene schwäbische Küche in urig-historischem Ambiente vorführen möchte, ist im Ackerbürger genau richtig. Und wer sich nun fragt, was eigentlich Ackerbürger sind: kurz gesagt Stadtbauern, denen ab Mitte des 16. Jahrhunderts erlaubt wurde, an der Stadtmauer Häuser zu errichten. So heimelig wie die Gäste im Ackerbürger hatten es die früheren Bewohner aber sicher nicht.

Text: Bettina Hartmann, Bilder: Martin Stollberg

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