Mit schwäbischem Most zur Meisterschaft
Der schwäbische Most hat immer noch ein schlechtes Image. Dabei ist die Herstellung fast genauso anspruchsvoll wie die von Wein! Die besten schwäbischen Hobbymoster kommen mit Peter Röser, Maren Hövelmann und Rainer Wagner aus dem Landkreis Esslingen, zeigte sich bei der Most-Meisterschaft. Demnächst beginnt dann wieder die Ernte für den neuen Jahrgang.
Wenn man die Kellertreppe hinuntergeht dann kann man schon ein bisschen erschnuppern, welchem besonderen Hobby Peter Röser aus Baltmannsweiler nachgehet. Es sind ganz besondere Aromen, die in der Luft hängen, denn der 55-jährige Ingenieur ist leidenschaftlicher Hobbymoster. Und eine erfolgreicher dazu. Bei den vom Verein Schwäbisches Streuobstparadies ausgerichteten schwäbischen Mostmeisterschaften belegte er in der Kategorie Hobbymost als Fruchtmischung den ersten Platz. Sein Produkt hat nicht nur der Jury, sondern auch dem Publikum am besten geschmeckt, dessen Urteil ebenfalls eingegangen ist. Die Farbe, das Süße-Säure-Verhältnis und natürlich der Geschmack wurden bewertet. Der beste Most in der Kategorie 100 Prozent Kernobst geht auch an den Landkreis Esslingen und entspringt einem Gemeinschaftsprojekt von Rainer Wagner (56) und dessen Lebensgefährtin Maren Hövelmann (31). Die beiden kommen aus Aichwald und sind an diesem Abend zu Besuch in Rösers Hobbykeller, um Moste zu verkosten und sich auszutauschen. „Man kann mit sehr wenig Aufwand etwas Großartiges produzieren“, sagt Peter Röser.
Die Preisträger sind sich auch in einem weiteren Punkt einig: „Die Herstellung von Most ist genauso anspruchsvoll wie die von Wein“, sagt Rainer Wagner, der quasi durchs Pferd auf den Most gekommen ist. Wie seine Partnerin Maren Hövelmann ist er ein begeisterter Reiter. „Vor Jahren hatten wir eine Obstschwemme auf der Wiese neben der Pferdekoppel und weil die Tiere nicht zu viel davon essen sollten, haben wir begonnen Most zu machen“, sagt Maren Hövelmann. Der erste Versuch im Kunststofffass war nicht berauschend – inzwischen nutzt das Duo ebenso wie Peter Röser glänzende Edelstahlfässer und hat auch schon einige Mostseminare besucht.
Erst die sorgfältige Verarbeitung macht den Most zu einem Getränk, das man gerne genießt. Wagner, Hövelmann und Röser gönnen sich den Luxus in fast jeden Apfel hineinzubeißen, um ihn zu testen, bevor er in die Presse kommt. Hygienisch und sauber muss es bei der Verarbeitung zugehen, und die Hobbymoster arbeiten mit einem Refraktometer, der den Öxlegrad misst. Der Alkoholgehalt von „normalem“ Most liegt zwischen sechs und acht Volumenprozent. Mit Reinzuchthefe versetzt beginnt er zu gären. Besondere Moste werden auch auf der Feinhefe ausgebaut, das bedeutet, dass sie noch länger mit der Hefe in Kontakt bleiben und dadurch mehr Körper und Struktur bekommen.
Aber was macht einen guten Most aus? Im Idealfall zeigt er einen klaren, fruchtigen Geruch, der von reifen Früchten gekennzeichnet ist, nicht gekocht wirkt und deutliche Geschmacksnuancen aufweist. Auch die Farbe – von zitronengelb mit grünlichen Nuancen bis zu goldgelb – ist ein Qualitätskriterium. Brauntöne und Trübungen sind nicht erwünscht. Das wichtigste Kriterium ist aber natürlich der Geschmack. „Aber auch die Harmonie von Zucker und Säure, die Reinheit der Vergärung und die Spritzigkeit durch die natürliche Kohlensäure zeichnen einen guten Most aus“, sagt Peter Röser. 120 Obstbäume stehen auf seiner Streuobstwiese. Glockenäpfel, der Berner Rosenapfel oder die Sorte Kardinal Bea kommen in die Fässer und immer öfter wird auch noch Birnensaft beigegeben. „Da die Birnen eine versetzte Reifezeit haben, muss man das Ganze gut austarieren“, sagt der 55-Jährige. Und weil er gerne experimentiert mischt er auch gerne noch diverse Beeren hinein – auf dem Tisch steht ein Krug, der mit Himbeeren versetzt ist. Nur zu exotisch darf es dann auch nicht sein. „Leider hat Most noch immer ein schlechtes Image – wenn Cidre auf der Flasche steht, dann hört sich das eben besser an“, sagt Rainer Wagner. Aber er und seine Mitstreiter wollen weiter daran arbeiten, dass dieses Naturprodukt aus den heimischen Streuobstwiesen Stück für Stück mehr Fans findet.