Kulinarische Highlights vom Weindorf Stuttgart
Schwäbische Klassiker dominieren die lukullische Vielfalt auf dem Weindorf. Für Gäste aus Fernost werden werden schwäbische Gerichte wie Kutteln und Maultaschen perfekt übersetzt.
Stuttgart – Wie mag der Japaner Maultaschen übersetzen? Oder Kutteln? Jörg Ebermann weiß das auch nicht. Aber der Gastronom der Stadthalle in Nürtingen und der Linde in Oberboihingen, der seit zehn Jahren mit Ebermann’s Weinlaube auf dem Marktplatz vertreten ist, hat sich diese beiden schwäbischen Spezialitäten genau wie die Schweinshaxe, den Vesperteller und die Schwarzwälder Kirschtorte im Glas von einer Expertin in Japanisch, Chinesisch und Koreanisch übersetzen lassen und präsentiert einen Flyer mit bunten Bildern und dekorativen Hieroglyphen. „Für die vielen Gäste aus Fernost, die ganz verrückt sind auf diese Gerichte“, erklärt er lachend.
Man merkt es vielleicht nicht beim ersten Blick auf die Lauben mit dem gewohnt rustikalen und gemütlichen Flair, aber überall wird von Anzeichen des Wandels auf dem Weindorf gesprochen. Von wachsender internationaler Beachtung, die nicht ohne Anstrengung zu haben ist, und von einer Verjüngung nicht nur der Gäste und Besucher dank Generationenwechsel. Repräsentiert unter anderem durch die 18 Jungwinzer, die bei den Gästen Furore machen. Selbst wenn ein 0,1 Glas mit Riesling trocken von Karl Haidle 6,50 Euro kostet. „Wenn wir erzählen, welche Arbeit in den Steillagen nötig ist, wundern sich die Gäste, dass der Wein nicht noch teurer ist“, sagt Sebastian Schiller von der KSK Vintage Winery in Rohracker. Weil die Jungwinzer keine eigene Küche haben, kommen kleine Gerichte wie Maultaschensalat im Weckgläsle oder Pfifferlinge aus dem Amadeus.
„Die Konkurrenz schläft nicht“, bringt Werner Koch, Vorsitzender des Verkehrsvereins Pro Stuttgart und damit als Veranstalter die Bemühungen um noch mehr Qualität und Attraktivität auf den Punkt.
„Haben Sie schon bemerkt, dass wir die Lauben neu gestaltet haben?“, fragt Annette Currle von Currles Dreimäderlhaus. Klar, ist doch unübersehbar mit den Wänden in einem warmen Ochsenblut-Ton und den Töpfchen mit frischen Blumen auf den Tischen. Die Tochter des Uhlbacher Wengerter-Paares Fritz und Heiderose Currle und Schwester der Winzerin des Jahres, Christel Currle, ist gelernte Hotelfachfrau und nach langem USA-Aufenthalt auf dem Weindorf eingestiegen. Mit Lust auf frischen Wind und neuen Ideen. „Unser Hit“, sagt sie, „sind die geschmorten Schweinebäckle in Trollingersoße.“ Zusammen mit den Bratkartoffeln, für die jetzt jeden Morgen um 7 Uhr drei schaffige Frauen antreten, um an die 50 Kilo Kartoffeln zu schälen. Aber neben Maultaschen mit Pfifferlingen, Tafelspitzsülze, Wurstsalat und Griebeschmalzbrot kommen hier noch raffinierte neue Kreationen auf den Tisch: Kässpätzle, die in einem ausgehöhlten Laib Gunzesrieder Bergkäse aus dem Allgäu geschwenkt werden. Und der Zwiebelzupfer aus einer panierten und gebackenen Gemüsezwiebel, die sich dekorativ auffächert wie eine Seerose.
Einmal geht Annette Currle jedoch fremd: „Zum Jörg Ebermann“, verrät sie. Denn der bereitet Gerichte zu, die man kaum mehr in der Gastronomie bekommt. Eine Hirnsuppe zum Beispiel. Auch Kalbskopfscheiben. Oder, um das Angebot an Innereien rund zu machen, Kalbsherz und Kalbszüngle aus dem Sud. „Wenn ich was mache, dann mach ich es richtig“, sagt der renommierte Meisterkoch: „Aus Passion.“
Einen Namen von Rang hat auch Küchenmeister Volker Krehl (Krehl’s Linde), der gleich daneben bei Schweinebäckle-Sülze oder Pilzen in Kräuterrahm mit Semmelknödeln kein Yota von seinem Anspruch an eine perfekte Küche abgeht.
OB Fritz Kuhn machte allerdings beim Stuttgarter Weingut, das zum ersten Mal auf dem Weindorf vertreten ist, seine Aufwartung . Und soll sich, wie Axel Aßfalg erzählt, mit großem Genuss durch die kleine aber feine Karte mit Schweinebauch mit Alblinsen und einem Apfelkuchen mit Kamillesirup gefuttert haben.
Annette Currle zeigt den Zwiebelzupfer.
Jungwinzer Andreas Dobler isst Maultaschen aus dem Glas.