Ein Gastrogroßprojekt zieht ins frühere Tü 8

Im ehemaligen Tü 8 an der Tübinger Straße ist ein Bewirtungskonzept mit zwei Restaurants geplant. Das Ganze soll Platz für 650 Gäste in prominenter Lage bieten, damit würde es sich „um das größte Gastroprojekt in der Innenstadt“ handeln, sagt Geschäftsführer Nima Nafeei.

Nach mehr als zwei Jahren Leerstand soll an der Tübinger Straße unweit zur Einmündung in die Eberhardstraße bald neues Leben einziehen, wie mahlzeit vorab erfahren hat. Dort, wo jahrzehntelang unter dem Namen Tü 8 mit dem Spaghettissimo, der Hacienda und dem Mäxle drei Gastronomien unter einem Dach vereint waren, planen Nima Nafeei als Geschäftsführer und seine Partner ein Projekt mit zwei komplett voneinander getrennten Bereichen und Küchen. Auf den 500 Quadratmetern im vorderen Teil soll es ein Joint Venture mit einer Systemgastronomie geben, das in den nächsten Wochen der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Auf den hinteren 350 Quadratmetern soll unter Eigenregie eine Art mediterraner Marktplatz entstehen.

Samt Innenhof mit bis zu 100 Plätzen sowie Außenbewirtung an der Tübinger Straße mit bis zu 150 Plätzen dürfte es sich somit „um das größte Gastroprojekt in der Innenstadt“ handeln, wie Nafeei selbst sagt. Alleine im Innenbereich sollen bis zu 400 Gäste unterkommen: vorne 250, hinten 150. Nafeei hat zwar Respekt vor dem Volumen, glaubt aber im Zuge des positiven Wandels der Tübinger Straße an den Erfolg. Ganz ähnlich wie in der Calwer Straße, die sich seit dem Ende des Fluxus in der Passage gut weiterentwickelt. Nafeei leitete dort in der Fußgängerzone eine Filiale der Coffee Fellows, die er seit April 2018 als das kleine Café Lis betreibt.

Die Pläne an der Tübinger Straße sind ein paar Nummern größer, aber auch mit deutlich mehr Gästen auf mehr Quadratmetern hat Nafeei, der seit 2000 in der Gastronomie tätig und seit 2003 selbstständig ist, Erfahrungen. Bis 2018 war er zu 50 Prozent am Woody’s im Ufa-Palast beteiligt, zwischen 2003 und 2007 führte er das Cavallino in Eislingen an der Fils. Als Gesellschafter der Firma 7Seconds kümmert er sich sowohl um Eigenkonzepte als auch Projektentwicklung und hat mit seinem Backoffice die Stuttgarter Filiale von Oh Julia im Dorotheen-Quartier mit aufgebaut, deren Geschäftsführer er ist.

Derzeit aber konzentriert sich der 39-Jährige vor allem auf die Tübinger Straße 8, wo allerdings wie bei Großprojekten üblich alles ein bisschen länger dauert als ursprünglich geplant. Eigentlich hätte der vordere Bereich bereits im November eröffnet werden sollen, aber die offizielle Übergabe und Genehmigung der Bauanträge brauchten eben ihre Zeit – und einen langen Atem. Den haben Nafeei und seine Partner, die das Projekt ohne große Investoren selbst finanzieren wollen. Das geht nicht ohne Begeisterung für die Sache: „Gastronomie kann man nur mit Liebe und Leidenschaft machen“, sagt Nafeei. Die Zeit habe er auch genutzt, um für den hinteren Teil, der irgendwann im Sommer eröffnet wird – vorne könnte es in den ersten Aprilwochen soweit sein – kleine Manufakturen zu besuchen, die ihn mit Genussprodukten beliefern sollen. Nafeei schwebt für seinen Marktplatz eine „authentische Küche mit Full Service“ vor.

Apropos: Bei einer Gastronomie dieser Größenordnung braucht man natürlich viele gute Leute. Nafeei plant für das Projekt derzeit mit 50 bis 60 Mitarbeitern und denkt für die ferne Zukunft daran, eine eigene Mitarbeiterakademie aufzubauen. Doch zu allererst muss der Umbau vorangetrieben werden. Im vorderen Bereich wurde vor einigen Wochen mit den Bodenarbeiten begonnen. „Lässig-locker“ soll es sein in einer Gastronomie, in der sich „sowohl die Mutter mit Kinderwagen als auch der Geschäftsmann in der Mittagspause“ wohlfühlen können. Betrieb soll vorne wie hinten durchgehend sieben Tage die Woche sein. Schließlich muss eine so große Fläche auch ausreichend bespielt werden.

Und wo sollen all die Gäste herkommen? Nafeei erinnert an Zeiten, in denen allein das Spaghettissimo „mittags bestimmt an die 500 Essen herausgegeben“ habe. Allerdings gab es damals auch noch keine Hans-im-Glück-Filiale schräg gegenüber und kein Perbacco ein paar hundert Meter weiter runter. Aber Nafeei sagt: „Konkurrenz habe ich bei all dem, was ich bisher gemacht habe, noch nie gesehen, sondern immer nur mehr Belebung.“ In der Tat kann man sich vorstellen, dass das Konzept an dieser Stelle direkt neben dem Delphi-Kino funktioniert: an einer verkehrsberuhigten, aber gut frequentierten Tübinger Straße, die nicht nur laut Nafeei ihr einstiges „Schmuddelimage“ längst abgestreift und als Achse zum hippen Marienplatz immer mehr an Bedeutung gewonnen hat; etwa durch Szenekneipen wie die Sattlerei oder die alteingesessene, aber aufgehübschte Dinkelacker-Gaststätte. Und dann kommt ja auch noch die Brauereigaststätte von Rothaus am Gerber hinzu. Es bleibt also spannend an der Tübinger Straße.

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