Too good to go: Eine App gegen Lebensmittelverschwendung
„Too good to go“ heißt die App aus Dänemark, die Restaurants und Endverbrauchern helfen soll, weniger Lebensmittel wegzuwerfen. Der Deal: Übrige Ware geht vergünstigt an den Verbraucher, der über die App sehen kann, welcher Betrieb Gerichte anbietet und diese dort selbst abholt. Die Bezahlung läuft ausschließlich über die App. Seit 2016 gibt es das Angebot auch in Deutschland.
In Stuttgart beteiligen sich laut den Angaben der Anbieter rund 80 Betriebe an dem System, im Landkreis Esslingen ist es bislang ein einziger Wirt – Jesse Burgmann aus Weilheim. „Es geht ja darum, etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln zu unternehmen. Wir kalkulieren zwar so, dass im besten Fall nichts übrig bleibt, das geht aber nicht immer auf. Als Gastronom schmeißt man nur sehr ungern etwas weg. Manches können wir aber nicht weiterverarbeiten. Deshalb bieten wir es für die Hälfte des normalen Preises über die App an“, so Burgmann.
Der Kunde weiß allerdings erst nach der Abholung, was in seinem Päckchen am jeweiligen Tag drinnen ist. „Das ist ein Vertrauensbeweis für uns. Meistens sind die Vorbestellungen schon um 0 Uhr da, sodass ich weiß, es gibt Abnehmer.“ Am Anfang sei er jedoch skeptisch gewesen. „Ich dachte, die App funktioniert vielleicht nur in Großstädten. Da sind ja viel mehr Leute, die spontan ein Gericht abholen. Aber ehrlich gesagt, auch wenn auf dem Land vieles länger dauert, es klappt auch in der kleinen Gemeinde Weilheim“, so der 40-Jährige.
Zusammen mit seiner Mutter Bärbel Burgmann betreibt er seit zehn Jahren das moderne Lokal Burgmann’s in der ehemaligen Gaststätte Traube in der Marktstraße. Zwischen 12 und 13 Uhr gibt es beim Mittagstisch etwa Gerichte wie Gulasch, Käseknödel oder Grillspezialitäten. Abends stehen zum Beispiel Salate, Steaks und Mediterranes an. Die Küche wechselt wöchentlich und obliegt Bärbel Burgmann. „Sie war es auch, die von der App erfuhr und das hier machen wollte“, sagt der 40-Jährige. Seit Mai nutzt das Burgmann’s die App und verkauft darüber etwa drei Gerichte pro Tag – also rund 80 Gerichte im Monat. Pro Gericht gehen 1,09 Euro an die App-Anbieter. Der Rest geht an das Burgmann’s. Bei einem Preis von etwa 3,90 Euro für ein vollwertiges Gericht ist das zwar nicht viel, aber immerhin etwas.
„Wir verdienen damit nicht viel, aber es ist besser, als die Portionen wegzuwerfen. So kommt noch jemand in den Genuss, der sich vielleicht ein derartiges Essen gar nicht oder nicht immer leisten will oder kann“, meint Burgmann. Die Kunden, die über „Too-Good-To-Go“ kämen, seien Rentner, Schüler und Familienväter bunt gemischt, so der Wirt. Dass bislang kein anderer Betrieb im Kreis Esslingen die App nutzt, versteht der Wirt nicht. „Vor allem für Sushi-Betriebe und Bäckereien aber auch für Restaurants ist das eine sinnvolle Sache. Außerdem ist die App so einfach wie funktional, man hat praktisch kaum einen Mehraufwand.“
Burgmann’s Marktstraße 6, Weilheim, Telefonnummer: 0 70 23/95 74 49, Montag bis Freitag 12 bis 13 Uhr und 18.30 bis 21.30 U hr.