Lokal startet mit „Rosins Restaurant“ neu durch
In der TV-Sendung „Rosins Restaurant“ wird die Lokalität „Suolas Griechische Spezialitäten“ am Ludwigsburger Karlsplatz auf links gedreht – mit Erfolg.
Etwas nervös ist Soula Bibissidou (39) schon am Tag nach der TV-Sendung „Rosins Restaurant“ , in der anderthalb Stunden ihre Lokalität am Ludwigsburger Karlsplatz im Sender Kabel 1 zu sehen war. Um 12 Uhr ist der Andrang noch überschaubar, um 13 Uhr sind alle Plätze belegt – und die kleine Belegschaft des griechischen Restaurants gerät ins Schwitzen. Der Laden brummt, Bauernsalat und Hähnchenpfanne werden im Minutentakt bestellt, im Hintergrund Sirtaki-Musik.
So voll war es nicht immer in der Gastronomie, die früher das Steakrestaurant „Kaisers“ war und 2014 schon mal vom Fernsehkoch Steffen Henssler für die Sendung „Der Restauranttester“ gestylt wurde. Als Soula Bibissidou und ihr Mann Tasso Nalbantis bei dem Sternekoch Frank Rosin anriefen, standen sie mit dem Rücken zur Wand. In der TV-Sendung wird die Malaise mit dramatisch unterlegter Musik bis ins Detail ausgemalt: Gut 100 000 Euro Schulden drückten die Familie, mehrfach brechen sie vor den Kameras in Tränen aus. „An einem Tag hatte ich null Euro Umsatz“, erzählt die gelernte Immobilien- und Speditionskauffrau in der Sendung.
Wie das in solchen Reality-TV-Formaten üblich ist, wird die Lage dramatisiert. Testesser mit schwäbischem Akzent kommen, bemängeln den Geruch nach kaltem Rauch, warten 45 Minuten auf die Hauptspeise. Frank Rosin wählt saftige Worte: „Das ist eine Einladung zur kulinarischen Langeweile.“ Die Karte sei mit 60 Gerichten überfrachtet, das Ambiente kühl und trostlos, Tiefkühlkost statt frischem Gemüse, die Zwiebelringe fettig: Die Testesser geben nur 16 von 50 Punkten, manche schreiben sogar ein Minus hinter die Null. „Das war richtig Scheiße, dafür gibt es keine Entschuldigung“, schreit Rosin in die Kameras. Und eröffnet der Betreiberin: „Du bist pleite.“
Kurz: Wie immer ist alles Mist, bis der strahlende Retter kommt. Rosin stellt sich mit Soula Bibissidou in die Küche, die darf gefüllte Tomaten nach dem Rezept der Oma kochen, eine neue Karte zusammenstellen. Ein Innenausstatter streicht die Räume neu, errichtet eine Steinwand, die rauchige Bar wird abgetrennt vom Rest, schöne Lampen und grüne Pflanzen sorgen für Atmosphäre. Dann nimmt Rosin die Inhaberin mit nach draußen: „Ich habe noch eine Überraschung für dich.“ Sie dreht sich um und sieht das Schild mit dem neuen Namen des Restaurants: aus dem Kaisers werden „Soulas Griechische Spezialitäten“. Frank Rosin liefert das Konzept dazu: „Es gibt Ouzo, griechisches Essen wie von der Oma und wir tanzen auf den Tischen.“
Plötzlich haben die Mitarbeiter wieder Feuern in den Augen. Beim zweiten Testessen strahlen auch die Gesichter der Gäste: Frische Zutaten, vom neuen Koch zubereitet, das Personal denkt mit, alles ist freundlich und grell – und es gibt 42 von 50 möglichen Punkten. „Die Ludwigsburger sollten sich freuen“, sagt Frank Rosin im Abspann.
Man kann vermuten, dass vorher nicht alles so düster und danach nicht alles so hell war – das gehört zur Dramaturgie solcher Formate. Gedreht wurde die Sendung schon im Juli vergangenen Jahres. „Seither hat sich mit dem neuen Konzept einiges getan“, sagt Soula Bibissidou am Tag nach der Ausstrahlung, „jetzt hoffen wir auf den Werbeeffekt.“ Voll ist der Laden – auf zum Testessen in der neuen Lokalität. Plötzlich steht die Inhaberin Soula Bibissidou grüßend am Eingang, die am Vorabend noch auf dem Bildschirm um ihre Existenz gekämpft hat. Der erste Eindruck ist positiv: War das alte Kaisers zuletzt ziemlich abgerockt, ist die Einrichtung freundlich und hell, ganz wie es in der TV-Sendung zu sehen war. Schon die Fassade erstrahlt in den „Farben des Mittelmeeres“, wie der Sternekoch in seiner Show schwärmt. Die Holzstühle sind bequem, ein wenig fühlt man sich wie in Thessaloniki, der Heimat der Inhaberin.
Die Mittagskarte bietet Auswahl, nur Bauernsalat für Vegetarier. Testweise werden Souflaki mit Pommes und Ofenbrot bestellt sowie Baby-Calamari und Reis. Der Laden füllt sich schnell, ein wenig hakt es noch im Service, ab und an stellen sich Wartezeiten ein – was vielleicht mit dem ungewohnt heftigen Ansturm am Tag nach der Sendung zu tun hat.
Mühe geben sich alle und rödeln, was das Zeug hält. Das Essen mundet hervorragend, die Pommes sind frisch zubereitet, so dass man die Kartoffeln schmeckt. Das Fleisch ist weich und saftig, der Reis auf den Punkt zubereitet. Der Preis passt sich ans gehobene Ludwigsburger Niveau an: 8,50 Euro fürs Tagesessen plus Getränk. Im Vergleich zu anderen griechischen Restaurants in der Stadt ist das Preis-Leistungsverhältnis angemessen.
Erleichtert sind Soula Bibissidou und ihre Familie nicht nur am Ende der TV-Sendung, sondern auch nach dem ersten Ansturm. Nun bleibt die spannende Frage, ob die Nachfrage dauerhaft anhält, die Einnahmen stabil bleiben und die Geschichte auch in der Realität ein Happy End hat. Man wünscht es ihr.