Restauranttest: Sangam in Sindelfingen

Nach wechselhaften Pächtern im Zentrum von Sindelfingen versucht nun ein Inder sein Glück. Unserem Tester haben die indischen Spezialitäten gut gefallen, einzig die Speisekarte ist ein wenig zu lang geraten.

Auf der einen Seite ist dies ein Ort im Herzen Sindelfingens, nur wenige Schritte vom Busbahnhof entfernt. Andererseits ist es doch irgendwie alles andere als zentral. Man stoppt in der Gartenstraße vielleicht bei der benachbarten Post oder im gegenüberliegenden Sterncenter, ansonsten gibt man Gas. Vielleicht ein Grund dafür, dass einst ein Italiener hier seine Restaurantkünste versuchte, hernach ein Türke – und seit dem Frühjahr das nordindische Sangam. Eins vorneweg: Wir wünschen ihm ein langes Leben.

Wir nehmen auf der hinteren Terrasse Platz, wo der türkische Vorgängereinfluss nicht zu übersehen ist. Das trojanische Pferd schaut noch von der Wand.  Eine indische Unsitte ist im Sangam besonders ausgeprägt: die Länge der Speisekarte. 13 Hauptspeisen mit Lamm, 16 mit Huhn, zahlreiche weitere mit Ente, Fisch, Krabben oder vegetarisch – das braucht kein Mensch. Manju, die aktuelle Managerin, verspricht Besserung im nächsten Jahr, doch nun sind die Karten eben gedruckt.

Wir entscheiden uns für ein Menü für zwei (40,90 Euro) und sind eigentlich nach der Vorspeise schon satt. Die Mischung aus vegetarischen Vorspeisen und Fleischeslust hat für den deutschen Gaumen auf Schärfe verzichtet, gerade richtig finden wir. Fenchel, Ingwer oder Nelken lassen sich erschmecken, ohne dass man sich in einen Feuer spuckenden Drachen verwandelt. Zum Hauptgang kommen noch Chicken Tikka Tandori und ein Lamm-Curry mit sehr feiner Soße, dazu Reis, frisches Naan-Brot und eine weitere Soße, von der man die Reste am liebsten mit nach Hause nehmen würde.

Unsere Begleitung hat sich für Palak Paneer entschieden, hausgemachten Käse und Spinat (11,80 Euro). Auch sie gerät ins Schwärmen. Der Spinat ist nicht zu Tode gewürzt worden, sondern schmeckt frisch hervor. Lediglich die als Vorspeise servierten frittierten Zwiebelringe (4,50 Euro) hätten einen Tick früher aus der Fritteuse gekonnt. Der perfekte Partner für das Essen ist Mango-Lassi (3,50 Euro), ein kühler Joghurtdrink, der ziemlich künstlich schmecken kann. Hier nicht, er ist ein Genuss. Ebenso wie das Kindergericht: Hähnchen in Mangosoße (7,50 Euro). So frisch und fruchtig, dass man mit dem Reis – ganz schwäbisch – auf Soßenauffangjagd geht, und dann  kaum Kapazitäten für das Mango-Dessert hat. Wir selbst hatten das  schon vergessen, die Servicekraft, die mangelnde Deutschkenntnisse mit überdurchschnittlicher Freundlichkeit ausgleicht, nicht. Nachtisch ist Teil des Menüs.

Die Managerin des Restaurants versichert, dass nicht nur die Karte kleiner werden soll, sondern auch die Stühle im Innenraum. Die haben Kronprinzenthron-Ausmaße und machen es nicht immer leicht, am Nachbarn vorbeizuhuschen. Vor allem nicht wenn Vor-, Haupt- und Nachspeise alle vom Teller verschwunden sind.

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