Restauranttest: Die Wunderkammer im Bohnenviertel

Kunterbunt, und das Besteck versteckt sich in einem Buch: Die Wunderkammer im Bohnenviertel macht ihrem Namen alle Ehre. Das Lokal hat jetzt auch abends geöffnet – und das ist wunderbar, findet unsere mahlzeit-Kritikerin, die sich wie in einem Wohnzimmer eines frankophilen Lesebesessenen vorgekommen ist.

Es gibt diesen Trend bei Restaurants, dass man ein paar schlichte Holzstühle nimmt, Lampen im Industriechic an die Decke hängt und das Ganze als Scandi-Chic bezeichnet. Dann werden Poke Bowls, Avocadobrote oder eine israelische Crossover-Speise serviert. So weit, so gut. Wie sich diese Restaurants langfristig halten werden, sei mal dahingestellt. Es freut den Gast aber, wenn etwas Neues so gar nicht im Strom mitschwimmt – so wie die Wunderkammer, die von Maxine, Fabian und Valentin Heldmann betrieben wird, den Kindern von Axel Heldmann aus dem Zauberlehrling. Die Gäste sitzen auf plüschigen Sesseln oder alten Holzstühlen an ganz unterschiedlichen Tischen, es gibt eine Schreibtischlampe im XXL-Format.

Dieses Restaurant ist eine kunterbunte Wunderkammer. Die Karte ist übersichtlich, mit modernen und schwäbischen Brasseriegerichten zu mehr als fairen Preisen. Beispiele gefällig? Es gibt Flammkuchen (etwa mit Ziegenkäse und Kürbis) für 8,50 Euro, Schwammerl in Rahm mit Serviettenknödel (11 Euro) oder auch einen stattlichen Gaisburger Marsch, serviert im Topf, für 10,50 Euro. Vor den Gerichten kommt das Besteck in einem ausgehöhlten Buch. Überhaupt erinnert das hier alles an ein Wohnzimmer eines frankophilen Lesebesessenen, der auch was vom guten Essen versteht. Fast schon zu würzig geht es mit der Kartoffelsuppe mit Steinpilzen (6,50 Euro) los. Aber sämig und gut ist sie, keine Frage. Das Forellenfilet (13,50 Euro) ist mit Roter Bete, Kartoffelrösti und Meerrettich kombiniert und perfekt gebraten. Die Schweinebäckle (auf einem bunten Teller von Paul Bocuse) gibt es mit einem modernen, gemischten Salat und Spätzle (12,50 Euro). Das Fleisch ist perfekt, die Spätzle sind an einigen Stellen etwas hart, als seien sie in Butter geschwenkt worden.

Gut sind die Weine (ein Riesling von Adelmann und ein Weißburgunder von Kirchner) dazu. Zum Dessert darf es eine feine Buttermilchwaffel mit Apfelkompott und Rosmarin-Honigschaum (5,50 Euro) sein. Ja, das ist alles wunderbar gut in der Wunderkammer – unaufgeregt und fern von irgendwelchen Trends. Nur auf der Frühstückskarte, da findet man die Eggs Benedict (gar mit Trüffel). Dafür kommen wir bald wieder! Wer abends in der Wunderkammer essen will, sollte vorher auf die Homepage schauen, da häufig geschlossene Gesellschaften zugegen sind.


Wunderkammer
Rosenstraße 33, S-Mitte
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 7 bis 23 Uhr, Samstag von 8 bis 23 Uhr und Sonntag von 8 bis 16 Uhr.

www.wunderkammer-stuttgart.de

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