Restauranttest: Der Hasen in Herrenberg

Kein Blendwerk, sondern Handwerk! In Herrenberg im Hasen geht die nächste Generation an den Start – und setzt neue Maßstäbe beim Preis-Leistungs-Verhältnis. Unser mahlzeit-Tester befand das Ergebnis fast schon für sternewürdig.

Was für ein Glück für die Familie Nölly und die vielen Stammgäste der Traditionsadresse! Nach und nach sind die Kinder top ausgebildet in den elterlichen Betrieb zurückgekehrt: Zwei der Nölly-Drillinge und die ältere Schwester werden ihn zum Jahreswechsel ganz übernehmen. Margrit Nölly kümmert sich ums Hotel, Gerhard und Arnold um die Kulinarik. Den Generationswechsel spiegelt nun auch das Restaurant im Hasen wider, das im Sommer umgestaltet wurde. Der alte Charakter des Baus aus dem 16. Jahrhundert wurde erhalten, aber neue Holztische, Stühle und Polster sowie ein gläserner Weinklimaschrank als Raumtrenner setzen moderne Akzente; auch die Keramiklampen, die allerdings noch blenden.

Die Küche bietet kein Blendwerk, denn die Gerichte sehen nicht nur gut aus – sie schmecken auch so. Besonders in der Monatskarte kann sich Gerhard Nölly, der im Adler in Asperg gelernt und auch danach nur in Sterneküchen gearbeitet hat (zuletzt bei Frank Oehler in der Speisemeisterei), kreativ austoben. Etwa mit der herzhaften Wohlfühlvariation von Pilzen (sautiert, eingelegt und als Mousse) mit Getreide, gezupftem Wiesenheu-Biskuit und Quittensorbet (9,50 Euro). Reduzierter, aber ebenso fast sternewürdig war die hausgebeizte Lachsforelle mit ihrer frischen Leichtigkeit durch Gurkenrelish, Apfel-Wasabi-Sorbet und Meerrettich-Mousse (9,80 Euro). Etwas überladen war der Teller mit konfiertem Kabeljau (26 Euro), bei dem sich eine Zitronensoße und ein süßer Rumtopf in die Quere kamen, dazu Kartoffelpüree, Hanfkrokant und Topinambur.

Der Rostbraten wird erfreulicherweise auch als kleine Portion angeboten (19,80 Euro). Er war perfekt medium nach traditionellen Maßstäben, also noch rosa, saftig und gut gewürzt, dazu gab es Spätzle und Schnippelbohnen. Und natürlich eine intensiv reduzierte Soße. Der süße Abschluss war wieder eine sehr aufwendige Kreation: eine Topfen-Vanille-Mousse (8,50 Euro), in deren Mitte ein Mirabellen-Sekt-Süppchen war, drum herum ein Sorbet, gebrannte Walnuss und Schokolade. Klasse!

Sommelier Arnold Nölly serviert auch Neumodisches wie einen Souvignier Gris „unkaputtbar“ vom Weingut Gemmrich (3,90 Euro für 0,1 l), verliert aber nicht die klassische Klientel mit ordentlichen Schoppenweinen aus dem Auge. Fazit: Hier bekommt man richtig was für sein Geld!

Restaurant Hasen
Hasenplatz 6, Herrenberg
Telefon 0 70 32 / 20 40
www.hasen.de

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 12 bis 14 und 17.30 bis 22 Uhr, Samstag und Sonntag 12 bis 22 Uhr.

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