Restauranttest: Das Nova im Hotel Römerhof in Herrenberg

Ein völlig überraschender Höhenflug in einem Gewerbegebiet: Etwas abseits im Hotel Römerhof in Herrenberg-Gültstein gibt es jetzt ein Gourmetmenü auf Sterneniveau. Unser mahlzeit-Kritiker war derart begeistert, dass er die Höchstnote für die Küche vergeben hat – und findet, in der Region Stuttgart isst man nirgendwo besser, schon gar nicht zu einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis.

Ohne groß an die Öffentlichkeit gegangen zu sein, ist in Herrenberg seit Herbst ein Highlight am Start. Dadurch konnte sich der ins Gäu zurückgekommene David Höller als Küchenchef gut einfinden und das Gourmetprogramm im Römerhof bislang mehr oder weniger alleine stemmen. Der 32-Jährige hat beste Referenzen: Ausgebildet im Zweisternerestaurant Facil, machte er als Chef de Partie auch Station an ebenso erstklassigen Berliner Adressen wie Horváth und Adlon. Im Nova nun finden bis zu 18 Gäste Platz, getrennt vom gutbürgerlichen Restaurant des familiengeführten Hotels im Gewerbegebiet des Ortsteils Gültstein.

Vom Gourmetmenü mit bis zu sieben Gängen (110 Euro) kann man auch ganz gastfreundlich vier Gänge für 80 Euro frei wählen – und hat dann zu zweit nur beim Hauptgericht das Gleiche. Schon die Küchengrüße zeigen, dass Höller feinsinnig mit Aromen spielt: Unter dem Deckel einer Glastasse verbreitet sich Buchenholzrauch und gibt so dem Tatar von der Gelbschwanzmakrele in einer sehr sanften Bouillabaisse einen kleinen Kick mit.

Bei den einzelnen Gängen wird auch das gute Gespür für Säure deutlich, wenn man mal von der Gänseleber absieht (marmoriert und obenauf mit Sorbet), die trotz Sellerie, Apfel und Zitrus süßlich-cremig dominiert. Fantastisch ist das aromenreich gepökelte Rinderfilet mit winzigem weißem Spargel, Shitake und Meerrettich, fein mit einer Vinaigrette abgestimmt der Wildkräutersalat zum gebeizten Eigelb. Zu roh mariniertem Kingfish und kurz angebratener Jakobsmuschel gibt es im Glas eine kräftige, aber nicht zu fischige Dashi-Brühe. Beim zarten Lamm mit grünem Spargel, Morcheln und Petersiliencreme ist Misopaste ein exotisch frischer Ausgleich zur klassisch verdichteten Jus.

Der Käsegang schließlich besteht nicht aus zusammengewürfelten Brocken, sondern Büffel-Camembert wird mit Birnenragout, Macadamia-Crumble und Olivenölsorbet getoppt, das Dessert ist eine aufwendige Kreation aus Erdbeeren, Litschi, Yuzu und Waldmeister.

Im Nova fühlt man sich im Zimmer sitzend zwar etwas abseits, aber die lockere Begleitung von Paulo Ramalhosa durch den Abend (noch ausbaufähige Weinreise ab 36 Euro) macht das wett. Erst recht die Küchenleistung: Zu dem Preis kann man in der Region Stuttgart kaum besser essen.