Restauranttest: Das Kielmeyer 1582 in Esslingen

Das neue Restaurant am Marktplatz von Esslingen ist gut, aber nicht günstig. Aber es ist eine Bereicherung für die alte Reichsstadt, findet unser mahlzeit-Kritiker, der bei dem Projekt der zwei Brüder durchaus Potenzial für eine noch bessere Bewerung sieht.

Bis sich das mit dem neuen Ratskeller hoffentlich bessert, kann man es nicht oft genug sagen: Stuttgart leistet sich einen Marktplatz ohne Gastronomie! Nicht nur in Esslingen ist das anders, wo an prominenter Stelle einiges geboten wird. Allerdings sitzt man ganz vorne vor dem Kielmeyer 1582 wie auf einem Parkplatz. Aber als es an einem Spätsommerabend zur Vorspeise dunkel wurde, sind wir eh rein, weil wegen mangelnder Beleuchtung vom Essen nichts mehr zu sehen war. Auch drinnen kann man sich etwas verloren fühlen, da nach aufwendiger Renovierung der große Bereich unten (oben sind Veranstaltungsräume) weder besonders gemütlich noch stylish wirkt.

Egal, am wichtigsten ist das, was auf den Tisch kommt. Das ist gut, aber nicht günstig. Manche Preise sind so ambitioniert (Iberico Krone 30 Euro, Rostbraten vom Filet 33 Euro, Poke Bowl 32 Euro), dass man Spitzenklasse erwarten darf. Schön saftig war der gegrillte Oktopus mit Granatapfelkernen und Auberginen­stampf (14 Euro), den wir uns geraucht noch besser vorstellen können. Auch die Kalbsmaultasche mit Steinpilzragout und Portweinzwiebelschmelze (10 Euro) gefiel als etwas überdimensionierte Vorspeise. Die günstigste Hauptspeise war vegetarisch: ein rund gewürzter orientalischer Linseneintopf (20 Euro). Bei der Poke Bowl mit rohem Thunfisch irritierte, dass sie eben nicht in einer Bowl, sondern im Teller serviert wurde, so dass manche Rohkostteile (Rotkohl, Avocado, Algen) ohne große Rührerei nichts von der Soße abbekamen.

Lobenswert dazu: warmes, würziges und nicht zu traurig-trockenes Quinoa. Weil wir erst eine Viertelstunde nach dem Abtragen wieder vom Service bemerkt wurden, hatten wir keine Lust mehr auf ein Dessert, zumal auch bis zur Vorspeise eine gute Dreiviertelstunde ohne Brot und Küchengruß (eigentlich Standard) vergangen war.

Die Weinkarte bietet viel, startend mit dem Hauswein von Kusterer (2,20 bzw. 2,90 Euro für 0,1 l), und es gibt Berg-Bier! Die Betreiber Hannes und Lutz Kielmeyer – die Eltern führen nebenan weiterhin den Besen – geben sich Mühe und haben mit Ivan Lazarenko, zuvor Souschef auf Schloss Fils­eck, einen guten Küchenchef. Potenzial für mehr Sterne ist da . . . wenn Preis und Leistung in einem besseren Verhältnis stehen als an unserem Abend.

Kielmeyer 1582

Esslingen, Marktplatz 2
Telefon 07 11 / 93 52 66 92
Öffnungszeiten:  Mittwoch bis Sonntag ab 11 Uhr

www.kielmeyer1582.de

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