Restauranttest: Das Drei Mohren in der Innenstadt

Zwei junge Männer haben in der Stuttgarter Innenstadt ein völlig neues Gastro-Konzept erfunden: Das Kompromiss-Restaurant. Wenn die Frau auf asiatische Gerichte steht und der Mann gerne seinen Rostbraten isst – diese Paare sind hier perfekt aufgehoben. Zumal die Qualität stimmt, wie unser Kritiker findet, zudem waren Service und Atmosphäre sehr gut.

Wenn in der Stuttgarter Altstadt ein neues Lokal eröffnet, klingt es sofort nach Szene. Im Fall des Drei Mohren in der Pfarrstraße liegt der Fall ein bisschen anders. Hier ist auf den ersten Blick alles herrlich normal – und auf den zweiten etwas schräg . Mathias Volz und ­Sukan Phutsorn, zwei Brüder, haben ein neues Gastrokonzept an den Start gebracht. Das Kompromiss-Restaurant!

Im Drei Mohren gibt es zwei Karten, eine schwäbische und eine thailändische. Sukan Phutsorn kocht schwäbisch, seine Mutter thailändisch. Und beides ist strikt getrennt. „Am Anfang hatten wir schon Bedenken“, sagt Mathias Volz, der als Sommelier für die Weinauswahl und den Service zuständig ist, „wir sind ja die ersten und einzigen, die so etwas machen.“ Aber der Spagat klappt, finden die Jungwirte (26 und 32 Jahre), und tatsächlich kommt das Konzept vor allem bei Paaren gut an. Ohne hier Klischees bedienen zu wollen: Aber Frauen essen offenbar lieber mal exotisch asiatisch, während Männer gerne den Rostbraten oder die Kässpätzle ordern.

Der Vorteil im Drei Mohren, wie ihn die Brüder sehen: Durch die beiden Köche schafft das Lokal den Spagat vor allem ohne auf Vorgekochtes, auf Convienience, zurückgreifen zu müssen. Die Spätzle bei den ­Käsespätzle (11,40 Euro) sind selbst gemacht, das Gericht aber nach Drei-Mohren-Art interpretiert, in der Pfanne gebraten, was kräftigere Röstaromen bringt. Kann man so machen. Der Rostbraten steht für 21,50 Euro auf der Karte, das klassische Schweinelendchen (17,80) und Maultaschen (10,20) gibt es. Saisonal ist die Rindsroulade, die, wie es sich für eine solche gehört, mit der Gabel zerteilt werden kann. Die Qualität erkennt man noch mehr an der gelungenen Soße, die die Fülle des Schmorgerichts perfekt zeigt.

Der asiatische Teil bietet ebenfalls die Klassiker, etwa Frühlingsrollen (4,90 Euro), in denen der Gemüseanteil erfreulich hoch ist. Das Grüne Curry in ­Kokosmilch, Kaeng Khiau Wahn (15,40), gefällt einerseits mit der Schärfe (drei Chilis in der ­lokalinternen Bewertung), außerdem wegen der Gemüsevielfalt und dem recht zarten Rindfleisch. Mit etwas Einsatz von frischen Kräutern wären hier mehr Sterne möglich gewesen.

Die Weinkarte ist sehr spannend, weil viele lokale Vertreter darauf zu finden sind, darunter auch eher unbekannte Namen. Und man kann sich durchprobieren: fast alle Tropfen werden glasweise serviert.

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