Wie sich drei Italiener auf einem Fleck halten können
Wer in Plieningen Lust auf mediterrane Kost hat, hat die Qual der Wahl. Drei Lokale buhlen auf allerengstem Raum um Gäste, drei italienische Lokale! Jeder Wirt hat sein eigenes Erfolgsrezept
Treffen wir uns in Plieningen an der Ortsdurchfahrt beim Italiener zum Essen? – Gern! Nur bei welchem? Tatsächlich haben die Fans von mediterraner Kost und „la dolce vita“ im Ortskern die Qual der Wahl. Drei italienische Gastronomen betreiben auf engstem Raum ihre Lokale: Mangia e bevi und L’Artista liegen sich unmittelbar gegenüber, einen Steinwurf entfernt firmiert L’Inizio. Um die Ecke, an der Bernhauser Straße, gibt es mit Da Domenico sogar noch ein viertes italienisches Lokal, die drei Restaurants rechts und links der Filderhauptstraße arbeiten allerdings in Sichtweite voneinander.
„Anfangs hatte ich schon Sorge“, bekennt Gino Iacona, der Wirt im Mangia e bevi, aber im Großen und Ganzen funktioniere es. Er stellt klar: „Jeder macht seinen Weg.“ So setzt der 52-Jährige seit sieben Jahren zum einen auf die besondere Atmosphäre im denkmalgeschützten Fachwerkhaus von 1540 – inklusive Terrasse –, außerdem auf eher einfache, traditionelle Trattoria-Kost und eine große Weinauswahl. Vor etwa anderthalb Jahren hat wenige Meter entfernt L’Inizio – zu Deutsch: der Anfang – eröffnet. Der Chef, Vincenzo Pepe, und seine Lebensgefährtin (Bild ganz oben) bieten sich vor allem Eltern mit Kindern an, haben deswegen auch sonntags und feiertags durchgehend geöffnet. „Wir sind ein familienfreundliches Restaurant“, sagt der 33-Jährige.
Der jüngste Wirt am Platz ist Nico Zingariello. Er ist gerade einmal 23 Jahre alt, hat erst im Juni das Lokal des Vaters übernommen, ihm den neuen Namen L’Artista verpasst und ein neues Konzept eingeführt. Um sich abzuheben, stellt er klar. „Alle hatten anfangs ungefähr das gleiche Speisenangebot“, heute hat sich Nico Zingariello auf ein Unesco-Weltkulturerbe spezialisiert: die echte neapolitanische Pizza. In der Heimat seines Vaters habe er sich in die Geheimnisse der Machart einweisen lassen, nun gibt die Pizza mit dem extra breiten Rand in Plieningen.
In die Karten spielt den Wirten im Italiener-Dreieck in erster Linie die Messe, „davon profitieren wir. Nicht alle Hotels hier haben eine Küche“, betont Nico Zingariello. Weg nehme man sich bei dem Ansturm nichts – im Gegenteil. „Wir beobachten, dass Gäste, die gegenüber waren, am nächsten Tag bei uns sitzen“, sagt er. Auch der Mangia-e-bevi-Chef Iacona betont, dass er zum Großteil auswärtige Gäste bedient, außerdem viele US-Amerikaner aus der nahen Kaserne und Gruppen aus den großen Unternehmen ringsrum. „Es gibt genug Arbeit für alle“, findet auch Vincenzo Pepe, der L’Inizio-Wirt. Bei ihm gingen viele Stammkunden ein und aus – auch jene, die er noch von früheren Wirkungsstätten in der Stadtmitte und in Gablenberg kenne. „Man muss sich nicht streiten“, findet er.
Auch Nico Zingariello betont, dass die Stimmung unter den Kollegen freundlich sei. „Man kennt sich, man grüßt sich, man trifft sich mal auf dem Großmarkt, man hilft sich auch mal aus“, stellt er klar. Von Konkurrenz will er auch er nicht sprechen. „Am Ende ist es wichtig, dass alle arbeiten und leben können.“