Küchenparty: Viele Köche bereichern den Brei

Geballte Ludwigsburger Koch-Kompetenz: Bei einer Küchenparty in den Freiberger Schwabenstuben zeigen vier junge Köche aus dem Landkreis, darunter auch Sternekoch Benjamin März, was sie können.

Stichflammen aus der Pfanne, zackige Kommandos und Anrichten im Akkord: So stellt man sich die Küche in gehobenen Restaurants landläufig vor. Besucher der Küchenparty in den Schwabenstuben in Freiberg am Neckar konnten am Mittwochabend live bei der Zubereitung eines Fünf-Gänge-Menüs dabei sein und dabei sehen: So wild geht es da gar nicht zu. Wobei der Einblick nur zum Teil ein authentischer ist, wie Sebastian Maier, Koch in der Herrenküferei in Markgröningen, zugibt: „Im Normalbetrieb läuft es viel hektischer ab. Aber dadurch, dass wir ein Menü anbieten, ist es einfacher und wir können besser planen.“

Das Konzept der Küchenparty ist schnell erklärt. Vier junge schwäbische Köche aus dem Landkreis bereiten ein Fünf-Gänge-Menü zu – und die Gäste dürfen ihnen dabei über die Schulter schauen. Zum dritten Mal gibt es eine solche Party in dieser Konstellation, dieses Mal in den Schwabenstuben Alexander Neuberths in Freiberg. „Locker, kommunikativ und dynamisch“ soll der Abend laut dem Gastgeber werden. Neben dem Einblick in das Heiligste eines Restaurants können die Gäste auch mit Mitarbeitern der Weingüter sprechen, die die Gaststätte beliefern. Und eine Whisky-Destillerie ist auch da.

Knapp 120 Gäste sind an diesem Abend nach Freiberg gekommen, um das Menü für 89 Euro – inklusive Getränke – zu probieren. Regional, schwäbisch, saisonal und ein wenig verspielt soll es sein. So reichen die Köche als Amuse Gueule Lauchkuchen-Würfel, eine Kürbis-Kokoscreme-Suppe und Hähnchenspieße mit Soja und Chili. Anschließend ist jeder der vier Köche für einen der folgenden Gänge verantwortlich. „Viele Köche verderben den Brei“, heißt ein Sprichwort. In diesem Fall ist es eher andersrum: Denn die vier Jungköche – der Älteste ist 32 Jahre alt – harmonieren gut miteinander und helfen sich gegenseitig bei der Zubereitung ihres Gangs. Manchmal fällt dabei auch ein neckischer Spruch, die Laune ist gut. Man merkt: Die Vier verstehen sich.

„Wenn man immer so viele Köche in der eigenen Küche hätte, wäre das ein Luxus“, sagt Frank Land von der Marktwirtschaft Besigheim. Die Idee für die restaurantübergreifende Küchenparty stammt von Sebastian Maier. Die Gäste hätten heutzutage den Wunsch nach besonderen Events. Außerdem schaffe man mit dem Einblick in die Küche Transparenz.

Die vier Jungköche sehen sich nicht als Konkurrenz, sondern als gegenseitige Bereicherung an. Da macht es auch nichts, dass Benjamin Maerz´ Restaurant Rose in Bietigheim-Bissingen einen Stern im Guide Michelin hat und die anderen nicht. Oder vielleicht noch nicht.

Das Menü jedenfalls kann mit seinen Variationen in Farben, Texturen und Geschmäckern in der Sterne-Liga mitspielen. So gibt es beispielsweise eine Creme, die nach geräucherter Forelle schmeckt, dazu ein Röllchen Rote-Beete-Paste, ein Tropfen Gurken-Creme und eine hauchdünn geschnittene Scheibe kandierter Apfel. Es folgen Rindertatar an Sellerie, Jacobsmuschel in geschäumter Topinambursuppe, Rehplätzchen auf Rahmwirsing mit Karottenmarzipan und Brezelknödeln. Alles natürlich so ansprechend angerichtet, dass einige Besucher sich gegenseitig erst mal Tipps geben müssen, wie man die Speisen anständig fotografiert. Es sind einige Stammgäste der vier Restaurants da, aber auch viele neue Gesichter, die von der Küchenparty gehört haben und das Konzept einmal ausprobieren wollen.

Auffällig ist, dass viele Familien teilnehmen. Für die Neuberths ist es ohnehin ein kleines Familienfest: Ihr kleiner Sohn Liam ist auch mit dabei, die Schwester und die Mutter von Alexanders Frau Pia passen auf ihn auf. Und ab und zu darf der sieben Monate alte Sohn auch in die Küche mit, wahlweise im Tragetuch vor Neuberths Brust gespannt oder auf einem der Edelstahltische sitzend und die freudigen Grüße der Gäste entgegen nehmend.

Die vier Köche planen, eine solche Küchenparty alle drei Monate zu veranstalten. Die nächste findet am 2. Februar 2019 in der Herrenküferei in Markgröningen statt. Dort wird auch der Koch Oliver Krull von der Krone Hoheneck dabei sein.

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