Ein großes Stück Argentinien auf dem Teller
Kulinarische Heimat Stuttgart-Nord: Wir stellen Gastronomen und ihre Landesküchen vor. Heute: Los Locos Latinos in Zuffenhausen. „In Argentinien lädt man auch Leute, die man erst kennengelernt hat, viel eher ein“, sagt Victor Aponte, der Chef vom Los Locos Latinos.
Ein richtig gutes Steak hinbekommen? Laut Victor Aponte ist das gar nicht schwierig – wenn man weiß, wie es geht. Der Argentinier weiß dies natürlich. Wo der 54-Jährige herkommt, soll es schließlich das beste Steak der Welt geben. Seit fast zwei Jahren betreibt Aponte mit seiner Frau Silvana das Los Locos Latinos in Zuffenhausen.
Den ersten Eindruck bestätigt der Name nicht. Verrückte Latinos sucht man an den Tischen in dem kleinen hellen Steakhouse an der Stammheimer Straße 70 vergeblich. Auch in der offenen Küche herrscht Ordnung. Victor Aponte (54) und seine Frau Silvana (52) haben klare Arbeitsabläufe. Während sie die Salate auf den Tellern bereits angerichtet und bereitgestellt hat, steht Victor Aponte am Grill und hat ein Auge darauf, dass Steak und Asado, also ein 600 Gramm schweres gegrilltes Rinderrippenstück, die gewünschte Garstufe hat. „Unsere Gäste schätzen, dass wir das Fleisch auf den Punkt hinbekommen“, sagt der Grillmeister mit dem wachen Blick.
Das Fleisch stammt aus Argentinien, wie auch die Apontes. 2001 kamen sie mit ihren zwei Söhnen aus Buenos Aires nach Deutschland. Silvanas Cousine lebt in Stuttgart und benötigte Hilfe in ihrem Lokal. „Wir wollten zwei bis drei Jahre bleiben und dann wieder zurück“, sagt Victor Aponte. Die beiden damals acht und zwölf Jahre alten Söhne gingen zunächst auf eine internationale Schule. Doch die Apontes blieben. Wenn auch sie die Sehnsucht nach der Heimat zweimal packte. „Wir sind 2011 für ein Jahr zurückgegangen, kamen wieder und kehrten 2014 noch mal nach Argentinien zurück“, sagt Victor Aponte. Im November 2015 kamen sie erneut nach Stuttgart und sind bis heute geblieben.
Wenn es nach ihm geht, wird es keine dritte Rückkehr nach Argentinien geben, außer vielleicht, um Urlaub zu machen. Der ältere der beiden Söhne habe eine Familie hier gegründet und die beiden zu Großeltern gemacht. „Auch das Steakhouse läuft sehr gut“, sagt er und fügt hinzu: „Ich bin stolz, ein Geschäftsinhaber in Deutschland zu sein.“ Wenn er auch anfangs Respekt vor der Selbstständigkeit hatte, am schwierigsten sei es ihm gefallen, die deutsche Sprache zu lernen. „Deutsch ist sehr schwer, vor allem Telefonate führen war in den ersten zwei Jahren eine Herausforderung“, erinnert er sich.
Doch mittlerweile klappt es mit der Sprache gut, und auch an die deutlich reserviertere deutsche Mentalität haben sie sich gewöhnt. „Die Menschen in Argentinien sind viel offener. Man lädt auch Leute, die man erst kennengelernt hat, viel eher ein“, sagt er. Stuttgart sei dagegen deutlich sicherer als Buenos Aires und auch die Ordnung schätzt er.
Wenn man nach Argentinien kommt, müsse man laut dem Grillmeister unbedingt Rinderrippen probieren. Das sei auch mit Abstand sein Lieblingsgericht. Wie gut, dass er es selbst perfekt zubereiten kann. Ansonsten sei die argentinische Küche stark von der europäischen beeinflusst. Das liegt daran, dass ein Großteil der Bevölkerung von Europäern abstammt. Fast 40 Prozent der Argentinier haben italienische Vorfahren. Das habe auch einen Einfluss auf die Küche, sagt Aponte. Fleischlastig sei sie aber auf jeden Fall. Wenn er ein deutsches Gericht nennen müsste, das er am liebsten isst, sei dies Currywurst.