Asperger Jungköchin gewinnt Edel-Kochwettbewerb
Bei einem Wettbewerb in der Alten Sonne treten vier Jungköche aus Restaurants der gehobenen Gastronomie an. Der Veranstalter ist eine französische Bruderschaft der Kulinarik. Am Ende setzt sich eine Köchin aus Asperg durch.
Ludwigsburg – Noch drei Minuten“, ruft Laurent Durst den vier Jungköchen durch all das Zischen und Brutzeln zu. Er erntet irriterte Blicke. „Entschuldigung, noch fünf Minuten.“ Zwei Minuten, die entscheidend sein können bei diesem Wettbewerb in seinem Restaurant, der Alten Sonne in Ludwigsburg. Vier junge Köche aus Häusern mit Sterne- oder zumindest gehobener Gastronomie sind an diesem Sonntag angetreten, um in drei Gängen eine sechsköpfige Jury aus Gastro- und Kulinarik-Experten von ihrem Können zu überzeugen. Der Veranstalter ist eine alte, französische Bruderschaft der Kulinarik, die Chaîne des Rôtisseurs. Wer hier beim Regional-Wettbewerb gewinnt, kocht dann im Deutschlandfinale in Frankfurt, wer dort gewinnt, vertritt Deutschland weltweit beim Wettbewerb in Kanada.
Und so eine Auszeichung der weltweit agierenden Kulinarik-Bruderschaft ist für einen jungen Koch natürlich eine begehrte Trophäe. Um den ersten Platz beim regionalen Wettbewerb in Baden-Württemberg kochen mit: David Groß vom Hotel Le Meridien in Stuttgart, Dennis Seitz vom Landhaus Feckl in Ehningen, Christian Beytaroglu vom Schlossgartenhotel in Stuttgart und Laura Leidig vom Adler in Asperg.
Die Regeln des Wettbewerbs sind streng, die Servierzeiten eng getaktet. Wer zu lange braucht, zu viele Lebensmittel übrig lässt oder unsauber arbeitet, kriegt Abzug. Das kontrolliert Laurent Durst. Hektisch geht es in der Küche aber nicht zu: Wortlos und konzentriert gehen die vier Köche ihrer Arbeit nach. Um zehn Uhr am Morgen ging es los, die vier Teilnehmer haben einen Warenkorb vorgestellt bekommen. Daraus mussten sie sich ein Drei-Gänge-Menü zusammenstellen – externe Hilfe war verboten, alle Teilnehmer mussten davor ihre Smartphones bei Durst abgeben. „Da ist natürlich eine gewisse Kreativität gefragt“, sagt Durst.
Laura Leidig läuft an ihren aufgereihten Vorspeise-Tellern entlang. „Welcher ist der schönste?“, fragt sie sich selbst laut. Der soll an die Jury gehen, die restlichen bekommen die anderen Mitglieder der Chaîne. Damit alles anonym bleibt, hat jeder Teilnehmer eine Nummer, die auf jedem Teller mit seinen Gerichten steht. Leidig hat die Nummer eins. Sie serviert gebratenen Wolfsbarsch mit Zitronengras, konfierte rote Garnele und Rote-Beete-Schaum. Bevor sie sich entscheiden kann, ist Durst schon mit einem Teller zur Jury gelaufen. Ob das der richtige war?
Zum Nachdenken bleibt keine Zeit, denn in einer Viertelstunde muss schon der Hauptgang serviert werden. Es ist ihr zweiter Kochwettbewerb und obwohl sie aufgeregt ist, findet sie, dass hier alles sehr kollegial ablaufe und man sich auch gegenseitig Tipps gebe. „Keiner hier war am Rotieren“, sagt die 20-Jährige aus Sachsenheim. Leidig findet es merkwürdig, dass die Profi-Koch-Szene von Männern dominiert werde, „und wer kocht normalerweise zu Hause? Die Frau.“ Sie stellt aber fest, dass immer mehr Frauen Profi-Köchinnen werden wollen. Sie selbst habe habe schon als Kind gerne den Eltern beim Kochen geholfen. Auch wenn die Arbeitszeiten als Koch nicht gut seien, „man sollte das tun, was einem Spaß macht“, sagt sie.
Ihre Kreationen kommen offenbar auch bei der Jury an: Um 18:30 Uhr, nach achteinhalb Stunden Einsatz in der Küche, bekommen die Jungköche das Ergebnis verkündet: Leidig landet auf dem Ersten Platz, Dennis Seitz auf dem zweiten, Platz drei teilen sich Christian Beytaroglu und David Groß. Der Jury-Chef Jürgen Wegmann lobt alle Teilnehmer und verheißt ihnen eine große Zukunft: „Wenn Sie so weitermachen, stehen Ihnen alle Türen offen.“