Restauranttest: Das Weingärtle in Rotenberg

Das Ausflugslokal bei der Grabkapelle hat wieder geöffnet – dank vier Freunden. Die exponierte Lage hat aber auch Nachteile: Werktags und bei schlechtem Wetter nehmen den Weg eher weniger Gäste auf sich. Auch beim Angebot der jungen Leute ist noch Luft nach oben, findet unsere mahlzeit-Kritikerin.

Den Spruch von der Grabkapelle zu zitieren ist naheliegend: „Die Liebe höret nimmer auf“, sagt Helmut Zaiß. Was König Wilhelm I. seiner Katharina schwor, nimmt der Wengerter für das Ausflugslokal der Familie im Stuttgarter Stadtteil Rotenberg in Anspruch. Wegen Personalmangels hatte der letzte Pächter gekündigt, woraufhin es sechs Monate leer stand. Helmut Zaiß bekam zwar viele Angebote – vor allem zum Umbau des Ausflugslokals in eine Wohnung. Die Aussicht über die Weinberge und Uhlbach im Tal ist schließlich herrlich. „Aber wir haben entschieden: Da ist eine Gaststätte gewollt, dafür steht die Familie Zaiß“, sagt er und zitiert wieder den Spruch von der Grabkapelle.

Über einen Zettel an der Türe fanden sich dann die neuen Betreiber. „Vier Freunde“ nennt der Patron die Mittzwanziger, die das Rotenberger Weingärtle erst einmal auf Probe übernommen haben. Denn das Restaurant hat nicht nur im positiven Sinn eine exponierte Lage: Werktags und bei schlechtem Wetter nehmen den Weg eher weniger Gäste auf sich. „Da oben ist dünne Luft“, sagt Helmut Zaiß. Die Karte bietet passenderweise jede Menge Stärkung an. Einen recht zarten Zwiebelrostbraten etwa mit Spätzle (18,50 Euro), Wurstsalat mit Bratkartoffeln (9,50 Euro) oder den schwäbischen Genuss­teller mit Kässpätzle, Maultasche und Fleischküchle (12,50 Euro). Dazu gibt es nur Wein vom Württemberg, von der Familie Zaiß gekeltert oder vom Collegium, und am Nachmittag Kaffee und Kuchen von einer Fellbacher Bäckerei oder Apfelsaft von Mayer aus Uhlbach.

Die Lage ist herrlich, das Konzept stimmt – und bei dem Blick kann man über vieles hinwegsehen. Der Zwiebelrostbraten ist den jungen Köchen auch gelungen, der Wurstsalat ordentlich, die Bratkartoffeln sind nur etwas zu fett. Die vegetarischen Schupfnudeln mit Pesto, Parmesan und Kirschtomaten sind eine gute Idee, nur etwas zu trocken. Um Gäste über die Ausflügler hinaus anzuziehen, müssten die vier Freunde Daniel, Manuel, Lukas und Tim beim Kochen allerdings etwas mehr auf Frisches und Selbstgemachtes setzen. Spätzle und die Sößle kommen wohl aus dem Päckle, das Fleischküchle schmeckt auch nach Supermarkt.