Wirte auf den Fildern: Zum falschen Griechen
Früher arbeitete Vladimir Podvorec als Kellner, heute führt der Wirt sein eigenes Restaurant. Aus Überzeugung tischt der Kroate dabei griechische Speisen auf, einfach „weil die griechische Küche die leckerste ist“.
Aus den Lautsprechern an den Wänden klingen Töne der Bouzouki, auf den Regalen sammeln sich Weine aus Regionen Griechenlands. Schon vor dem ersten Gang werden in der Taverna Elia Gläser mit Ouzo gefüllt: Vladimir Podvorec serviert seinen Gästen die nach Anis schmeckende Spirituose selbst.
Noch bis vor einem Jahr kellnerte er im griechischen Restaurant auf dem Campus der Universität. Seit Anfang Januar leitet er die Taverne selbst: „Ich wollte immer mein eigenes Ding aufmachen“, sagt Podvorec. Dass der Wirt gewechselt hat, merkt man einzig am neuen Namen. Den hatte Podvorec schon im Kopf, bevor sich die Möglichkeit auftat, das Restaurant zu übernehmen. Elia ist griechisch und bedeutet Olive: Als er abends ein paar Oliven naschte, kam ihm der Gedanke: „Und ein griechisches Restaurant kann ich ja kaum Taverna bei Vladi oder zum falschen Griechen nennen!“
Podvorec stammt nämlich nicht aus Athen oder von einer der zahlreichen Inseln wie Rhodos oder Kreta. Er kommt aus Kroatien. An den Tischen in der Taverne sitzen gerne auch Griechen. Mit denen unterhält sich Podvorec in deren Landessprache. Erst wenn sie fragen, woher er komme, merken sie: nicht aus Griechenland. Die Sprache hat sich Podvorec während seiner Arbeit als Kellner angeeignet, auch in seinem Lokal arbeiten viele griechische Kräfte: „Man saugt die Mentalität einfach auf.“ Kroatisches Essen aufzutischen, kommt für Podvorec nicht in die Tüte. „Die griechische Küche ist einfach die leckerste und abwechslungsreichste. Allein die Vorspeisenauswahl ist riesig“, sagt er. Diese Vielfalt spiegelt auch die Speisekarte wider. Zur Vorspeise gibt es Schafskäse, Gemüse, Oliven oder Pasten in allen Variationen. Zum Hauptgang isst der Wirt am liebsten Gyros mit Metaxasoße – eine Spezialität des Hauses. „Das ist zwar nichts wahres Griechisches – aber es schmeckt.“
Er steht jedoch nur selten am Herd und kocht selbst, denn eine Ausbildung hat er nicht absolviert. In die Gastronomie ist er eher reingerutscht. Angefangen hat alles damit, dass er in einem Eiscafé Teller wusch. Über einen Personaldienstleister erhielt er einen Job, bei dem er auf Großveranstaltungen hinter der Bar Wein ausschenkte, anschließend arbeitete er in einem Restaurant. „Plötzlich war ich 20 und hatte vergessen, mich danach umzuschauen, was ich machen will.“
Als er sich dann mit seiner Berufswahl auseinandersetzte, merkte er: Nichts macht ihm so viel Spaß, wie Gästen gutes Essen aufzutischen. Wenn es in der Küche heiß her geht, packt er auch mit an: „Ich stehe nicht selbst am Herd, aber an der Spülmaschine.“ Neben dem Einkauf macht ihm trotz der neuen Position das Kellnern immer noch am meisten Spaß. Dort kommt er mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt: „Mittags kommen Studenten, Schlipsträger oder Professoren, aber hier wird jeder gleich behandelt. Ich stelle jedem einen Ouzo hin.“ Abends füllen vor allem Stammgäste das Lokal. Podvorec sieht das als Vorteil gegenüber einem Restaurant, das in der Innenstadt liegt: „Ich kenne viele meiner Kunden beim Vornamen, weiß, was sie arbeiten und was sie trinken wollen. Mit denen ist man ein eingespieltes Team. In der Innenstadt hat man vielleicht mehr Umsatz, aber die Kunden sieht man vielleicht nie wieder.“
Damit die Menschen zufrieden durch die Türe gehen, reiche gutes Essen nicht aus: „Eine Familie kann auch daheim lecker kochen. Ich will, dass die Leute hierher kommen, abschalten und denken: Hier ist es besser als daheim – und das nicht nur, weil sie nicht abspülen müssen.“
Es gebe Menschen, die betreten die Taverne mit einer mürrischen Miene und schlechter Laune. Auch für die hat Podvorec ein Rezept parat: „Nach zwei gemeinsamen Ouzo und einem kurzen Schulterklopfen ist aber alles wieder gut. Das erfüllt einen.“