Baustopp bei neuer Terrasse vom Toskana-Besen
Die Erwartungen waren groß, die Landung ist entsprechend hart. Die Besenwirtschaft vom Weingut Diehl, im Volksmund ob seiner herrlichen Lage der Toskana-Besen genannt, erfuhr im Frühjahr eine Frischzellenkur, die Terrasse sollte komplett umgebaut werden, eine Kooperation mit den Gastronomen vom Relish X Gaiser wurde eingetütet – dann aber kam das böse Erwachen. Nach Anzeigen stoppte das Baurechtsamt das ganze Projekt, der Umbau im Landschaftsschutzgebiet ist nichts rechtens.
Für Thomas Diehl, der das Weingut im Januar von seinen Eltern übernommen hat, ist die Entwicklung natürlich eine mittlere Katastrophe. „Die Terrasse ist für uns wirtschaftlich natürlich sehr wichtig, wir haben einen hohen Absatz über den Besen“, sagt Thomas Diehl, der allerdings auch reumütig bekennt: „Dass ich mich falsch verhalten habe, ist mir durchaus bewusst.“
Er ließ das Gelände hinter dem Haus, auf dem in der Vergangenheit die Tische standen, etwas absenken, „auch, um Barrierefreiheit zu bekommen“. Geplant war ein normaler und ein Selbstbedienungsbereich. Den Zugang hat er verlegt, „um die Lärmbelästigung für die Anwohner zu minimieren“. Das Problem bei dem Projekt: Die Terrasse wäre nun etwas größer als bisher, Bäume wurden gefällt. Offenbar passte das nicht allen, „ein Nachbar“, so die Stadt, habe Anzeige erstattet und dem sei man pflichtschuldig nachgegangen. Resultat der Prüfung: Für die Außenterrasse in einem Landschaftsschutzgebiet habe das Weingut keine Genehmigung, „und so etwas muss man sich vom Baurechtsamt genehmigen lassen“, sagt Stadtsprecher Sven Matis. „Wir haben das Weingut Diehl schon vor längerer Zeit auf diesen Sachstand hingewiesen“, sagt Baubürgermeister Peter Pätzold, „wäre ein Bauantrag erfolgt, hätten das Baurechtsamt und die Fachämter frühzeitig prüfen können, ob Aussicht auf eine Baugenehmigung besteht und wenn ja, unter welchen Bedingungen.“ So sei zuerst gebaut worden, mit dem Wissen, dass es eine Baugenehmigung braucht.
Für Thomas Diehl bedeutet das: Er ist in regem Kontakt mit der Stadt, „wir wollen das nun regelkonform und in Absprache mit allen zuständigen Stellen hin bekommen“. Er sei auch weiterhin optimistisch, dass dies zu machen sei, schließlich sei das Projekt ja für Stuttgart als Stadt positiv, er wolle mit dem modernen Image auch etwas für die Identität der Region tun. Immerhin hat er es als Kellner auf seiner Terrasse schon aufs Cover der Werbebroschüre der Tourismusmanager der Region geschafft.
Weiter geht’s derzeit mit gewissen Einschränkungen: Momentan bewirtschaftet er nun eben auf der Terrasse im Wirtschaftshof neben dem Gebäude (mit ebenfalls gigantischem Blick ins Neckartal), der Besen im Gebäude drin wurde leicht modernisiert. Ein schicker Tisch vom Relish X Gaiser, dem hippen Pop-up-Restaurant an der Hohenheimer Straße, steht bereits drin. Die Karte wurde zudem verändert, dort stehen nun auch etwas gehobenere Gerichte oder vegane Angebote, den Wurstsalat und die Käseplatte gibt es aber nach wie vor.
Das Weinangebot ist außerdem verändert: Mit neuen, modernen Etiketten und neuer Machart will der junge Mann zeigen, dass er bereit ist für die Zukunft. Als absoluter Quereinsteiger will er die Qualität der Tropfen verbessern, bei den Gästen komme dies auch sehr gut an. „Die Leute loben das Essen sehr“, sagt Thomas Diehl, „und viele kaufen hinterher auch von unserem Wein.“