Wird Korn der neue Gin?
Die Mode in den Bars wechselt wie auf den Laufstegen von Mailand. Und damit sind nicht die Anzüge der Barkeeper gemeint, sondern die Drinks. Erst der Gin, dann der Wodka – und nun der Korn?
In Stuttgart kamen findige Macher nun jedenfalls auf die Idee, einen hochwertigen Korn auf den Markt zu bringen, mit dem sich auch in den Bars Staat machen lässt.
Ein Bier und ein Schnaps! Klassisch nennt sich diese Bestellung ein Männergedeck. Wobei eigentlich immer klar war: Der Schnaps ist nicht zwingend von besonderer Qualität, schließlich spült man ihn ja auch hinterher mit dem Bier runter. Wenn Champagner das Getränk der Sternegastronomie ist, dann ist das Männergedeck die einzige wahre Bestellung in der Bahnhofskneipe.
Inzwischen hat sich auch hier einiges verändert, vor allem in Norddeutschland arbeiten Brenner am Image des Korns, mit Björn Bochinski gibt es sogar so eine Art Imageberater für diesen ur-deutschen Schnaps, in Norddeutschland hat der sogenannte Lagerkorn sogar schon einen guten Ruf. Nun gibt’s den ersten süddeutschen Korn, den Südkorn. Die Stuttgarter Unternehmer Christian List und Dirk Pohl, mit der PR-Branche durchaus vertraut, haben ihr Produkt nun szenewirksam vorgestellt. Mit einem Event in der Uhu-Bar in der Stuttgarter Altstadt. Aber aus Überzeugung, wie sie sagen. „Uns fasziniert die Geschichte dieser Spirituose als ur-deutsches, ehrliches Getränk mit über 500 Jahren Tradition, sagt Marketingmann Dirk Pohl, „ein hochwertig produzierter Korn hat eigentlich mit dem vorherrschenden Image nicht viel zu tun.“
Letztlich wird Korn ja wie Wodka gebrannt. Aus Korn nämlich. Denn dass Wodka ein Kartoffelschnaps ist, scheint eher ein Mythos, die meisten Wodkas werden aus Korn gebrannt. Letzteres ist allerdings ein eingetragenes Markenzeichen mit Reinheitsgebot. Jeder Korn dürfte auch als Wodka vermarktet werden, niemals aber ein Wodka als Korn. Darauf setzt nun also die beiden Stuttgarter: Mit Qualität wollen sie überzeugen. Der Südkorn besteht komplett aus süddeutschem Weizen und wird bei einer Brennerei in Fellbach zweifach gebrannt und damit zum Doppelkorn destilliert. Die Macher beschreiben ihr Produkt im Vergleich zu norddeutschem Korn, der eher geschmacksneutral sei, als eher „fruchtig oder brotig“. Dennoch eigne er sich hervorragend für Mixgetränke.
Die Flasche kostet übrigens 25 Euro, für den Fusel im Männergedeck in der Bahnhofskneipe ist er damit disqualifiziert.