Restauranttest: Das L’Artista in Plieningen
Gelegentlich muss man sich abheben, um aufzufallen: Der junge Nico Zingariello bringt neapolitanische Lebensart ins Italiener-Dreieck von Plieningen und damit etwas Besonderes. Unserer Testerin schmeckt dies hervorragend, nur mit dem Service war das mahlzeit-Team nicht zufrieden.
Wenn es um original italienische Pizza geht, gibt es zwei Welten: In der einen, der römischen, sollte der Teig dünn und knusprig sein, der Rand eher schmal. In der anderen muss der Rand breit und von dunklen Blasen überzogen sein, der Belag füllt nur einen unregelmäßigen Kreis in der Mitte und der Teig ist fluffig. Letztere stammt aus Neapel und zählt sogar zum Unesco-Weltkulturerbe.
Dort, in der Heimat der Pizza und seiner Vorfahren, hat der 23-jährige Nico Zingariello sich sechs Monate lang vorbereitet, bevor er Anfang Juni von seinem Vater das Ristorante da Giuseppe in Plieningen übernahm und in L’Artista umtaufte. Das kleine im Trattoria-Stil eingerichtete und eng bestuhlte Lokal hat einen etwas schwierigen Standort, denn hier liegen gleich drei italienische Restaurants beieinander. „Deshalb wollte ich etwas anbieten, was andere nicht machen“, so Zingariello: Pizza napoletana.
Für den Boden bereite er einen Teig mit dem milden italienischen Sauerteig Lievito Madre, der inklusive einer Vorstufe vier Tage lang geht, bis er in den Ofen des L’Artista kommt. Im Ergebnis hat der Pizzaboden ein besonders rundes Aroma und wirft so engagiert Blasen, dass diese in der Hitze des elektrisch betriebenen Steinofens schwarz werden – was durchaus nicht stört: auch ohne Belag ist der Teig ein Vergnügen. Ein Glück bei dem sehr breiten Rand.
In der Mitte ruht ein opulenter, feuchter Belag, der von der Qualität der Zutaten lebt. Den Fior-di-Latte-Mozzarella für seine Pizze bezieht Zingariello von der Schwäbischen Alb („Der ist besser als der aus Neapel!“), die restlichen Zutaten stammen soweit möglich aus der Region, was die etwas harte Tomatenhaut erklären könnte. Auf der Calabrese (8,90 Euro) tummeln sich ausreichend Scheibchen gut scharfe neapolitanische Salami, aromatische Tomatensauce, cremig geschmolzener Mozzarella und frisches Basilikum. Die avantgardistischere Savocado (12,50 Euro) ist mit Crème fraîche, frischem Lachs, Knoblauch, Avocado, Rucola und Kirschtomaten belegt – ein lustvolles Zusammenspiel.
Schon die Bruscetta Bufala (7,50 Euro) hatte uns zur Vorspeise mit süffigem Olivenöl, süßen Tomaten und dem richtigen Grad Knoblauch überzeugt. Der kleine gemischte Salat (4,50 Euro) mit winzigen Knoblauchstückchen, dezentem Dressing und Babysalatblättern ist frisch und geschmackvoll – eine Seltenheit bei Pizzerien. Gekrönt wird das Mahl von einem hervorragenden Tiramisu, das genau den richtigen Grad von Feuchte hat. Die Panna Cotta hingegen ist etwas fest und hat wenig Geschmack (beide Desserts 4,90 Euro).
Nur von den drei Servicekräften fühlen wir uns zu oft im Stich gelassen. Erst auf Nachfrage serviert man uns ein Glas fruchtigen Cannonau di Sardegna (4,50 Euro), und auch auf die Rechnung müssen wir eine ganze Weile warten. Das ist angesichts der wirklich ausgezeichneten Pizza schade.
L’Artista,
Filderhauptstraße 12
70599 Stuttgart-Plieningen
Telefon 07 11 / 4 56 87 77
Öffnungszeiten: Mo bis So 17 bis 22:30 Uhr,
Sa und So zusätzlich von 12 bis 14:30 Uhr