Abschied vom Con Cuore in Heumaden
Und wieder schließt ein alteingesessenes Lokal: Nach 16 Jahren wird das Ehepaar Gana Mijatovic-Keller und ihr Mann Mario Mijatovic nach dem Sommer zu machen und keine italienische Küche an der Bernsteinstraße in Heumaden anbieten. Weil der Gastronomen-Job auf die Knochen geht und das Duo mal eine Pause braucht.
Wenn nicht jetzt, wann dann?“ So steht es auf den Flugblättern, die Gana Mijatovic-Keller und ihr Mann Mario haben drucken lassen. Dieser Tage werden sie sie verteilen. Das Ehepaar aus Heumaden möchte positive Aufbruchstimmung verbreiten. „Aufhören können, das ist nicht eine Schwäche, das ist eine Stärke“, liest man. Tatsächlich wirken Gana Mijatovic-Keller und Mario Mijatovic aber auch sehr nachdenklich. „Da bricht uns schon das Herz“, sagt Gana Mijatovic-Keller. Der Schnitt, der bevorsteht, ist ein harter. Die beiden Gastronomen geben ihr Restaurant auf, das Con Cuore.
Seit fast auf den Tag genau 16 Jahren führt das Paar mit Wurzeln in Bosnien-Herzegowina das Lokal „mit Herz“, so die wörtliche Übersetzung des Namens, mitten im Wohngebiet über der Straße. Zuvor hatte es viele Wechsel und auch Leerstand gegeben im Restaurant. Beide betonen: Ihr Entschluss aufzuhören, habe nichts mit miesen Zahlen zu tun. „Was das Geschäft anbelangt, ist alles in Ordnung“, sagt Mario Mijatovic. Zwar haben er und seine Frau vor nicht allzu langer Zeit die Öffnungszeiten verkürzt und machen unter der Woche nur noch abends auf. Weil sich herausgestellt hatte, dass die Mittagstisch-Nachfrage gering ist, abends aber profitiere man aber von Stammkunden. Die Mijatovics wohnen in dem Viertel, nahezu alle Passanten, die vorbeispazieren, winken oder rufen etwas über die Hecke. Man kennt sich.
Dennoch: Die Eheleute sind überzeugt, dass der Bruch genau jetzt sein muss. Mario Mijatovic bekennt: „Wir brauchen eine Pause.“ Gastronomie sei kein leichtes Pflaster. Abends und am Wochenende schaffen, der Trubel, die Hektik, die körperliche Anstrengung. „Dieses Geschäft saugt auch aus“, stellt er, der einst Bergbau studiert hat, klar. Zumal: Er und seine Frau sind auch zusätzlich ins Restaurant Pro Arte mediterraneo in Sillenbuch involviert, das in der Hauptsache Gana Mijatovic-Kellers Schwester und der Schwager betreiben. Branchenübliche Schwierigkeiten wie Fachpersonalmangel, immer strengere behördliche Vorschriften und bürokratische Hürden sind auch im Con Cuore präsent. In 16 Jahren seien keine langen Urlaube dringewesen. Gana Mijatovic-Keller ist 48, ihr Mann 55. Sie resümiert: „Wenn ich das noch fünf Jahre mache, bin ich kaputt. Und das lasse ich nicht zu.“
Die Wirte betonten: Sie sind dankbar. Daher versuchen sie, vor ihrem Auszug noch einen Nachfolger zu finden. „Wir wollen schon, dass der Kreis sich schließt“, sagt Gana Mijatovic-Keller – für den eigenen Seelenfrieden, für die Kundschaft und auch für die Vermieterin, eine ältere Frau. Das Ziel ist ein möglichst nahtloser Übergang. „Es wäre die schönste Sache, wenn alles passt“, sagt sie. Wobei die Wirtsleute auch realistisch sind: Ein Kinderspiel wird das nicht. Durch die versteckte Lage gibt es keine Laufkundschaft. Wer am Standort Bernsteinstraße 130 bestehen will, muss mit Qualität und Tatkraft überzeugen.
Der Mietvertrag läuft am 30. September aus. Spätestens dann ist Schluss. Wann genau der Pizzaofen im Con Cuore endgültig ausgeht, ist noch nicht entschieden. Die Betreiber machen es davon abhängig, ob sie einen Nachfolger finden und wann der beginnen kann. Auch ihre private Zukunft lassen sie noch offen. Erst mal zur Ruhe kommen und sortieren, lautet die Devise. Im Pro Arte mediterraneo wollen beide wieder mehr mitmischen, außerdem sagt Gana Mijatovic-Keller: „Wir haben 1555 Ideen. Du musst reisen im Leben.“